Zahlreiche Geschäftsleute und Funktionäre, darunter auch Prinzen, wurden im Rahmen des Antikorruptionskampfes im Ritz-Carlton in Riad festgesetzt, um von ihnen "abgesaugte" hunderte Milliarden Dollar in die Staatskassen zurückzuführen.

Foto: APA/AFP/FAYEZ NURELDINE

Kronprinz Mohammed bin Salman gilt den einen als Visionär und Korruptionsbekämpfer, den anderen als skrupelloser Machtmensch.

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Riad – In Saudi-Arabien wurde am Mittwoch die Kampagne gegen Korruption offiziell beendet, im Rahmen derer zahlreiche Geschäftsleute und Spitzenpolitiker festgenommen worden waren. Insgesamt 350 Verdächtige waren in den vergangenen knapp drei Monaten geladen worden, mit den meisten einigte man sich auf einen finanziellen Vergleich, wie aus einer via Twitter verbreiteten Infografik der saudischen Staatsanwaltschaft hervorgeht.

95 Menschen befinden sich der Grafik zufolge noch in Gewahrsam und sollen an die Staatsanwaltschaft überstellt werden. 90 seien wieder in Freiheit, weil die Anschuldigungen gegen sie fallengelassen wurden.

Weitreichende Verhaftungswelle

Am 4. November waren in Saudi-Arabien innerhalb weniger Stunden hunderte Angehörige der Elite aus Politik und Wirtschaft, darunter elf Prinzen, Minister und schwerreiche Geschäftsleute festgesetzt worden. Sie alle fanden sich im Ritz-Carlton wieder, das vorübergehend als Nobelgefängnis fungierte.

Offiziellen Angaben zufolge ging es bei der von Kronprinz Mohammed bin Salman (MbS) lancierten Verhaftungswelle darum, an Gelder im Umfang von einigen 100 Milliarden Dollar zu gelangen, die dem Staat gehören. Als selbstgeschaffene rechtliche Basis fungierte das am Tag der Aktion vorgestellte Komitee zur Bekämpfung der Korruption, an dessen Spitze MbS selbst steht.

Beobachter sahen im Kronprinzen danach teils den großen Reformator und Visionär, der Korruption auch auf höchsten Ebenen bekämpfen will. Andere betrachteten die Verhaftungswelle als eine Säuberungsaktion zur Zementierung seiner eigenen Macht. (maa, 24.1.2018)