Kunstvolle Doku über eine Kunstfigur: Grace Jones in "Grace Jones".


Foto: Polyfilm

Wenn die britische Filmproduzentin Sophie Fiennes einen Dokumentarfilm dreht, dann fällt das Ergebnis unkonventionell aus. Das war bereits in The Pervert's Guide to Cinema und The Pervert's Guide to Ideology, ihren Abenteuerreisen mit Slavoj Zizek durch die Kino- und Philosophiegeschichte, der Fall.

Nun hat sich Fiennes für ihren neuen Porträtfilm Grace Jones – Bloodlight and Bami an die Fersen der jamaikanischen Sängerin geheftet und dabei all das vermieden, was handelsübliche Dokumentationen dieser Art bestimmt. Also keine Verwendung von Archivmaterial, kein Off-Kommentar, keine Stimmen von Freunden und sogenannten Weggefährten.

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Das passt als Ansatz recht gut zur Extravaganz Jones', die sich wie eine Sphinx über die Bühne und durch diesen Film bewegt. Woran Fiennes indes interessiert ist, das sind Momentaufnahmen, unerwartete Situationen, mit denen Jones im familiären Umfeld und als Kunstfigur mit Fans und Management konfrontiert ist.

Minutenlang hört Fiennes etwa zu, wenn Jones mit ihrem alten Handy das verspätete neue Album diskutiert ("I'm human. I'm angry"), lange dauern die Blicke auf den jamaikanischen Straßenrand, aufschlussreich sind die Backstage-Diskussionen nach La vie en rose im TV-Studio. Wer Grace Jones wirklich ist, bleibt indes ein Rätsel. Und das is gut so. (pek, 24.1.2018)