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Witziger Typ, dieser Jogi Löw.

Foto: AP/Josek

Lausanne – Joachim Löw fuhr am Ende seiner sonnigen Blitz-Dienstreise fast euphorisch zurück ins nahe Freiburg. "Jawoll, endlich mal kein Losglück! Gott sei Dank", rief der Bundestrainer nach der Auslosung der ersten Nations League im Convention Center von Lausanne beschwingt. Er gönnte sich am Mittwoch diesen kurzen Moment der Freude über die Top-Prüfsteine Frankreich und Niederlande – dann schaltete er im Glaspalast ruppig zurück in den WM-Modus: "Die Nations League hat für mich im Kopf um sieben Uhr heute morgen begonnen und endet jetzt bis Mitte Juli."

Das umstrittene Uefa-Miliardenprojekt findet aber durchaus Löws Zustimmung. "Es ist super interessant. Die Niederlande und Frankreich, das sind Nachbarländer mit großer Fußballkultur und langer Fußballgeschichte", sagte er. Dies müssten auch die Fans verstehen, die teils ratlos auf den komplizierten neuen Wettbewerb für Nationalmannschaften schauen. "Der Fan und wir alle müssen lernen, das richtig einzuordnen", sagte Löw, "das Interesse an den Testspielen hat die letzten Jahre ja rapide abgenommen. Die Leute wollen sehen, dass es um irgendwas geht."

Es geht um etwas

Das tut es. Der ehemalige portugiesische Starspieler Deco habe den Weltmeister "in die stärkste Gruppe" gelost, die Gruppe A1, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. "Damit wird auf einen Schlag klar, was Nations League bedeutet." Schließlich geht es in der Staffel A des Ligensystems aller 55 Uefa-Verbände auch gegen den Abstieg.

Der Anreiz für den deutschen Teamchef: Seine Mannschaft misst sich ab September abseits von EM und WM unter Wettbewerbsbedingungen mit Weltklasse-Teams. "Es wird spannende Spiele geben, volle Stadien, das hat mit den Freundschaftsspielen, die sonst gespielt worden wären, nichts mehr zu tun", betonte Grindel. Dies alles ohne Zusatzbelastung für Stars, die "am Limit" (Löw) sind.

Die Wahrnehmung der DFB-Spitze ist – auch aus strategischen Erwägungen im Rahmen der EM-Bewerbung für 2024 – positiv. In der Liga sieht es anders aus. "Keiner braucht die Nations League", wetterte Bayerns Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund assistierte: "Wir haben wahrlich genug Wettbewerbe." (sid, red, 24.1.2018)