Mercedes-Taxis sind aus der Welt der Fahrdienstvermittlung nicht wegzudenken. Nun greift Daimler nach einer Taxi-App.

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Wien – So unbestimmt sind die Fusionspläne von Daimler und BMW betreffend Fusion ihrer Carsharing-Gesellschaften Car2go und Drivenow offenbar nicht. Vor allem: Die süddeutschen Autobauer planen viel mehr: Car2go-Betreiber Daimler will ins Geschäft mit der Fahrdienstvermittlung und greift damit Uber und vor allem herkömmliche Taxi-Dienste an.

Am Dienstag ging bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) in Wien eine Fusionsanmeldung ein. Laut der auf der BWB-Website veröffentlichten Meldung beabsichtigt die Daimler AG in Stuttgart über ihre ebenfalls in Stuttgart ansässige Daimler Mobility Services den mittelbaren Erwerb der alleinigen Kontrolle an der Intelligent Apps GmbH (Hamburg). Diese betreibt ein Smartphone-Taxibestellsystem und ist unter der Website www.mytaxi.net bekannt.

Rabatte und Fahrgemeinschaften

Mytaxi lockt Kunden mit Rabatten und Fahrgemeinschaften. Ähnlich wie Uber nimmt bei Fahrern die Gegenliebe zur App zunehmend ab. Taxizentralen ist das elektronische Vermittlungssystem der Feind schlechthin, weil ihre Margen rapid schrumpfen.

Die BWB hat nun bis 20. Februar Zeit, den Zusammenschluss zu prüfen. Sieht sie den Wettbewerb schwinden, reicht sie den Fall an das Kartellgericht weiter. Branchenvertreter sehen beim angestrebten Erwerb der Smartphone-Applikation eher keine Probleme.

Wohl aber bei der parallel angestrebten Fusion: BMW und Daimler wollen ihre Carsharing-Dienste zusammenlegen. Die Gespräche über eine Fusion der Töchter seien kurz vor Abschluss, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Insider. Demnach bringt BMW seine Töchter Drivenow und Parknow, Daimler sein Car2go-Geschäft in die gemeinsame Firma ein. Die neue Gesellschaft solle unabhängig agieren, die beiden Autokonzerne blieben als Großaktionäre an Bord. Zusammenlegen will man IT und Technik, nicht aber die Marken Drivenow und Car2go, sie sollen erhalten bleiben.

Sixt ist an Bord

Inzwischen ist auch Drivenow-Hälfteeigentümer Sixt an Bord. Er hatte sich lang gegen eine Fusion gesperrt. Bei der einst mit Smart-Modellen gestarteten Car2go ist ebenfalls ein Autovermieter an Bord – Europcar hält 25 Prozent. Weder Daimler noch BMW äußerten sich zur Causa.

Zusammen haben Drivenow und Car2go nach eigenen Angaben weltweit rund vier Millionen Kunden: Car2go knapp drei Millionen, davon 870.000 in Deutschland und 138.000 in Wien. Drivenow ist mit einer Million kleiner, davon 720.000 in Deutschland, knapp 140.000 in Wien.

2016 hat sich Flinkster aus Wien zurückgezogen, im Sommer verabschiedete sich Zipcar aus Österreich. Neben einer fusionierten Car2go-Drivenow blieben dann nur "Stadtauto" der Wiener Firma Greenmove und Rail&Drive der ÖBB (mit Flinkster-Betreiber DB Rent). Wettbewerbsrechtliche Probleme scheinen bei einem Zusammenschluss also programmiert. (Luise Ungerboeck, 24.1.2018)