Jerzy Popieluszko wagte es, dem kommunistischen Regime zu trotzen.

Foto: Screenshot / Arte

Zehn Tage lang hielt das kommunistische Regime Polens seinen Tod geheim. Am 19. Oktober 1984 hatte der 37-jährige Priester Jerzy Popieluszko seine letzte Messe gehalten. Bei der Heimfahrt wurde er auf einer Landstraße von Offizieren der Staatssicherheit entführt, gefoltert und ermordet, die verstümmelte Leiche später aus der Weichsel geborgen. In seinen Predigten vor Solidarnosc-Arbeitern hatte Popieluszko das Regime wiederholt scharf kritisiert. Zu seiner Beisetzung kam mehr als eine halbe Million Menschen – das Ende des Kommunismus in Polen war eingeläutet.

Vergissmeinnicht heißt die von Arte produzierte 20-teilige Dokuserie von Jacques Malaterre, die der Kulturkanal nach wie vor vereinzelt ausstrahlt (Jerzy Popieluszko, Märtyrer in der Nacht auf Freitag) beziehungsweise noch bis März online zur Verfügung stellt. Zwanzig (fast) vergessene Helden, so der Untertitel, im Porträt, Schicksale, die die europäische Geschichte am Rande, aber doch entscheidend mitprägten.

Die Idee der halbstündigen Serie ist so einfach wie gut umgesetzt: Archivmaterial, Zeitzeugen, Angehörige und Kommentar formen ein Erinnerungsbild, das den nüchternen Lexikoneinträgen nicht zu vergessende Lebensgeschichten hinzufügt. Wie etwa Jacqueline Auriol (Testpilotin), René Dumont (Prophet) und Manolete (Kalif des Stierkampfs). (Michael Pekler, 25.1.2018)