Borneo-Zwergelefanten leben in Gruppen von bis zu 20 Tieren. Das Bild sieht nach Fülle aus, doch kommen die Tiere nur in einem sehr kleinen Teil der Insel vor.
Foto: Rudi Delvaux (http://www.rudidelvaux.com/borneoenglish.html)

Oeiras – Die Insel Borneo ist die Heimat einer Population wildlebender Elefanten, die fast so klein sind wie der afrikanische Waldelefant (Loxodonta cyclotis). Anders als dieser ist der Borneo-Zwergelefant (Elephas maximus borneensis) aber keine eigene Spezies; sogar sein Status als Unterart ist umstritten. Mit etwa zweieinhalb Metern Schulterhöhe handelt es sich einfach um die kleinste heute noch lebende Ausprägung des Asiatischen Elefanten.

Zwei Theorien

Wie die Tiere einst vom asiatischen Festland auf die Insel gelangt sind, darüber gab es bislang zwei sehr unterschiedliche Theorien: Die eine ging aufgrund von DNA-Vergleichen mit Festland-Elefanten davon aus, dass die Tiere bereits im mittleren Pleistozän, vor etwa 300.000 Jahren, über eine Landbrücke auf Borneo eingewandert sind.

Die andere sah den Menschen als Ursache: Die Elefanten sollen einer Überlieferung nach im 17. Jahrhundert dem Sultan von Borneo als Geschenk überbracht worden sein. Für diese Hypothese wurde auch gerne das angeblich auffällig friedfertige Wesen der Tiere angeführt: Sie seien eben an den Menschen gewöhnt. Ein weiterer Faktor war der Umstand, dass man auf Borneo die Fossilien verschiedener Großsäugetiere gefunden hat – just vom größten bislang aber kein einziges.

Neuberechnung

Und dennoch sei die eine Vermutung so falsch wie die andere, erklärt nun ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Scientific Reports". Die Wahrheit liege nicht ganz in der Mitte, aber doch deutlich zwischen diesen beiden Extrempunkten: Etwa 11.000 bis 18.000 Jahre alt soll die Elefantenpopulation Borneos sein, die damit also doch auf natürlichem Weg eingewandert sei – wenn auch viel später als bisher vermutet.

Jedes Baby ist willkommen: Der Borneo-Zwergelefant gilt als vom Aussterben bedroht.
Foto: Rudi Delvaux (http://www.rudidelvaux.com/borneoenglish.html

Unter Federführung von Lounès Chikhi vom portugiesischen Instituto Gulbenkian de Ciência versuchte ein Team aus Portugal, Wales, Frankreich und Malaysia die Einwanderungsgeschichte des Borneo-Zwergelefanten auf mathematischem Weg zu rekonstruieren. Die Forscher zogen genetische Daten der Elefantenpopulation heran und spielten in einer Reihe von Modellen Szenarien durch, wie es zur aktuellen Verteilung gekommen sein könnte.

Die größte Wahrscheinlichkeit fiel auf eine Einwanderung am Ende des Pleistozäns, als es wegen des niedrigen Meeresspiegels zum bislang letzten Mal eine Landbrücke nach Borneo gab. Import durch den Menschen schließen die Forscher de facto aus. (jdo, 28. 1. 2018)