Basel – Die berühmteste Schweizer Mumie ist identifiziert: Der konservierte Leichnam, der 1975 bei einer Sanierung der Barfüßerkirche in Basel entdeckt worden war, stammt von der 1787 verstorbenen Anna Catharina Bischoff, wie das naturhistorische Museum Basel am Donnerstag mitteilte. Historische Dokumente, die Hilfe eines Ötzi-Forschers und DNA-Analysen hätten zu diesem Ergebnis geführt.

Die Mumie von Anna Catharina Bischoff, der Urururururururgroßmutter des britischen Außenministers.
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Eine unerwartete Entdeckung machten die Forscher auch: DNA-Analysen zufolge hat sie einen prominenten Nachfahren – den britischen Außenminister Boris Johnson. Eine ihrer Töchter heiratete einen Diplomaten namens Christian Hubert Baron Pfeffel von Kriegelstein, dessen Nachfahren leicht auszuforschen waren. In dieser Linie fand sich dann auch Ali Kemal Bey, der letzte Innenminister des Osmanischen Reiches – und Urgroßvater von Boris Johnson. Die gefundene Mumie sei damit die Urururururururgroßmutter Johnsons, hieß es.

Quecksilberbehandlung gegen Syphilis

Bischoff lebte von 1719 bis 1787. Vor zwei Jahren wurden in historischen Akten Hinweise darauf gefunden, dass es sich bei der Mumie um Bischoff handeln könnte. Zur eindeutigen Klärung waren aber DNA und heutige Nachfahren nötig.

Der Spezialist für die 1991 in den Ötztaler Alpen gefundene Gletscherleiche Ötzi, Albert Zink, half, aus einem Zeh der Mumie DNA zu extrahieren. Obwohl von Bischoffs sieben Kindern nur zwei Töchter das Erwachsenenalter erreichten und eine von ihnen kinderlos blieb, fanden die Forscher Nachfahren, sogar in Basel. Speichelproben bestätigten die Identität von Bischoff mit 99,8-prozentiger Sicherheit.

Die Frau litt den Angaben zufolge an Syphilis. "Wir gehen davon aus, dass sie sich durch die Pflege Kranker infiziert hat", teilte das Museum mit. Sie war, wie damals üblich, mit Quecksilberdämpfen behandelt worden – was zu ihrem Ableben beigetragen haben dürfte. Das Quecksilber sorgte aber durch das Abtöten von Bakterien auch dafür, dass die Leiche mumifiziert wurde. (APA, red, 25.1.2018)