Wohnzimmeratmosphäre in "Der Winter tut den Fischen gut".

Foto: Anna Stöcher

An der Visualisierung arbeiten; das Erscheinungsbild verbessern, an die Möglichkeiten einer Umschulung denken: Maria Beerenberger, 50, seit zwei Jahren arbeitslos, ist Hauptfigur in Der Winter tut den Fischen gut von Theater IG Fokus.

Wie Voyeure oder unangemeldete Gäste befindet sich das Publikukm in Marias (Petra Strasser) 50er-Jahre-Wohnzimmer. Bevor sie den Antwortbrief auf eine ihrer Bewerbungen öffnet, spult sie in ihrer Biografie zurück:

Auftritt der jungen Maria (Elisabeth Veit), wie sie ihren inzwischen verstorbenen Ehemann kennenlernt (John F. Kutil) und wie ihr nach 25 Jahren die Anstellung in einer Boutique gekündigt wird. Maria erträgt die Demütigungen ihres misogynen Gatten und nimmt die brunnentiefen Enttäuschungen ihres Lebens zur Kenntnis, ohne prinzipienlos zu werden.

Regisseurin Margit Mezgolich (auch Stückfassung) gelingt es genauso wie Anna Weideholzer im zugrundeliegenden Roman, nicht nur die Lebenswelt der Frau einzufangen, sondern sie als allgemeingültige Geschichte des sozialen Ausschlusses zu erzählen. Tragikomische Szenen, ein flinker Rollenwechsel und authentische Dialoge zeichnen die schlichte Inszenierung dieses neuen Pop-up-Theaters aus. Mezgolich hat dafür den passenden Rahmen gefunden: ein Gassenlokal, intim, aber öffentlich. (hamu, 25.1.2018)