"Ich bin Ingenieurin im Außendienst mit 100-prozentiger Reisetätigkeit. Das heißt: Ich bekomme am Donnerstag oder Freitag Bescheid, wo mein Einsatz nächste Woche geplant ist. Eventuell bekomme ich Flugtickets, ansonsten fahre ich mit dem Auto. Die Einsätze dauern meistens von Montag bis Freitag, hin und wieder auch bis Samstag. Meine Aufgabe ist es, Industrieanlagen in Betrieb zu nehmen. Ich mache Produktionsbegleitung, schule die Mitarbeiter ein, gehe auf Fehlersuche.

Mein Verdienst: 47.000 Euro brutto pro Jahr. Dazu bekomme ich noch ein Firmenauto und ein Diensthandy gestellt. Mit 23 ist das schon recht gut, ich kann mich absolut nicht beklagen. Meine Altersgenossen verdienen weit weniger. Im Monat bleiben mir circa 2600 Euro netto. Dazu kommen Überstunden bzw. Zulagen (450 Euro), die nicht versteuert werden müssen. In einem durchschnittlichen Monat komme ich damit so auf 3000 bis 3200 Euro netto.

In meinem aktuellen Job bin ich seit circa einem Jahr. Es ist ein skandinavischer Konzern mit einem Standort in Deutschland. Davor habe ich zweieinhalb Jahre bei einer Firma in Österreich gearbeitet. Da war ich immer drei Monate daheim und drei Monate weg. Also ähnlich wie jetzt. Trotzdem habe ich mit 28.000 Euro brutto pro Jahr viel weniger verdient als jetzt. Wobei man auch dazusagen muss, dass das direkt nach der Matura an der HTL war. Da hat man noch weniger Erfahrung.

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Ihr aktueller Job ist es, Industrieanlagen in Betrieb zu nehmen. Nebenbei studiert die ausgebildete Ingenieurin, mit der der Standard für diese Serie gesprochen hat, Wirtschaftsingenieurwesen an einer Fernhochschule.
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Weil momentan viel über die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen gesprochen wird: Ich denke, dass in meiner Branche Frauen nicht absichtlich weniger bezahlt wird als Männern. Aber dass sie schlechter verhandeln, weil sie keinen Vergleich haben.

Ich hatte einen Richtwert

Das Entgelttransparenzgesetz, das in Deutschland seit Anfang des Jahres in Kraft ist, könnte da helfen. Es schreibt vor, dass man von Kollegen in der gleichen Position Auskünfte anfordern darf. Man darf also nicht fragen: "Was verdient mein Chef?", kann sich aber sehr wohl erkundigen, was jemand verdient, der dieselbe Arbeit macht wie man selbst. Voraussetzung für die Auskünfte sind allerdings sechs vergleichbare Stellen. Außerdem gilt das Gesetz nur für Betriebe ab 250 Mitarbeitern.

Ich glaube trotzdem, dass die Regelung, zumindest in großen Unternehmen und großen Abteilungen, Vorteile bringen wird. Weil es dadurch leichter fällt, sich zu orientieren. Ich habe vor meinem letzten Mitarbeitergespräch, in dem ich mein Gehalt verhandelt habe, mit einem Kollegen gesprochen, der die gleiche Arbeit macht wie ich, und ihn gefragt, wie viel er verdient. So hatte ich einen Richtwert.

Über Gehalt zu reden ist in Österreich oft ein echtes Tabu. Einige Freunde oder Bekannte sprechen da absolut nicht darüber. Bei mir zu Hause weiß zumindest jeder circa Bescheid.

Kostenintensives Hobby

Für unsere Wohnung, die 63 Quadratmeter groß ist, zahlen mein Mann und ich rund 600 Euro. Weil er derzeit in Bildungskarenz ist, übernehme ich 400 Euro von der Miete. Weitere monatliche Fixkosten sind Internet und Fernsehen (insgesamt 50 Euro), Netflix (13 Euro) und Apple Music (zehn Euro). Und natürlich Versicherungen: 20 Euro Haushaltsversicherung und 50 Euro Pensionsversicherung.

Für Lebensmittel gebe ich sehr wenig aus. Frühstück ist in den Hotels meistens dabei, Abendessen auch hin und wieder. Zu Mittag gehe oft in die Kantine, wo ich in vielen Firmen auch als Externe gratis essen kann. Am Wochenende kaufen mein Mann und ich gleich für drei Tage ein, vielleicht so für 50 Euro, und kochen. Insgesamt sind das also circa 200 Euro pro Monat.

Einnahmen und Ausgaben im Überblick.
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In meiner Freizeit lese ich viel: historische Romane, Krimis, was mir gerade so unterkommt. In den letzten zwei Monaten habe ich sicher 140 Euro im Kindle-Shop gelassen. Außerdem habe ich mit dem Pilotenschein angefangen, ein sehr kostenintensives Hobby. Wenn man das auf den Monat herunterbricht, zahle ich für die Flugstunden zwischen 200 und 300 Euro.

Aktuell sehr zufrieden

Außerdem zahle ich 300 Euro pro Monat Studiengebühren. Ich studiere nämlich nebenbei an einer Fernhochschule in Deutschland Wirtschaftsingenieurwesen. Nach der Schule wusste ich nicht wirklich, was ich studieren will, und habe es gelassen, weil man mit der HTL ohnehin gute Möglichkeiten hat, ins Berufsleben einzusteigen. Mit der Zeit hat sich herauskristallisiert, dass mich der wirtschaftliche Teil interessiert. Nach dem abgeschlossenen Studium möchte ich das dann aber irgendwann auch im Beruf anwenden können.

Aktuell bin ich mit meinem jetzigen Job aber sehr zufrieden. Es gibt immer neue Herausforderungen." (Gesprächsprotokoll: Lisa Breit, 29.1.2018)