Korsika – Der Chef wünscht mehr Berichte in Ich-Form. Also erzähle ich ein wenig von mir, wer ich bin, woher ich komme, wohin ich fahre, wofür ich meiner bescheidenen Meinung nach tauge und über meine Befindlichkeit. Wundern Sie sich nicht, dass ich hier als Dinglichkeit das Wort ergreife, Walter Benjamin hat ja schon früh von Aufladung im Zusammenhang mit dem Phänomen der Marke gesprochen, die Re-Ontologisierung der Dinge in Zeiten des Massenkonsumismus ist inzwischen weit fortgeschritten.

Ganz klar ein Jaguar, ganz klar ein SUV. Der Hersteller rechnet mit enormer Verbreitung – eine Einschätzung, die wenig Risiko birgt.
Foto: Jaguar Land Rover

Warum sonst gehen gerade jetzt in Korsika, wo ich die Ehre habe, mich zu präsentieren, so viele Journalisten um mich herum, tätscheln meinen Popsch, blicken mir tief in meine LED-Augen?

Korsika, das gemahnt an meine Sippschaft. Napoleon, Genie und Blutsäufer, stammte von hier. Zunächst, 1814, gelang es, ihn auf die Nachbarinsel Elba zu expedieren, dann verschifften meine Vorfahren ihn weit weg nach St. Helena.

Mehr als 1200 Liter passen ins Heck.
Foto: Jaguar Land Rover

Dass man mir die Nähe zum Range Rover Evoque, mit dem ich viel vom technischen Unterbau teile, nicht ansieht, liegt daran, dass meine Eltern Jaguar heißen und nicht Land Rover wie bei meinem landadeligen Cousin. Ja, auch ich trage die Bürde nobler englischer Herkunft (die ich nicht leugnen kann und will, auch wenn ich in Graz das Licht der Welt erblicke), sie ist mir Lust und Last zugleich. Lust, weil ich zeigen kann, wie nobel und kommod ich Besucher behause, Last, weil ich mich ständig vergleichen lassen muss mit diesen Schnöseln aus deutschem Hause, dem Geschwisterpaar BMW X1/X2 zum Beispiel oder Audi Q3 und Mercedes GLA.

Muskeln statt Zierlichkeit

Weil meine und meines Cousins Eltern unterschiedlich aussehen, merkt man auch mir die Verwandtschaft äußerlich kaum an. Vetter Evoque macht auf schlank und zierlich. Ich setze viel mehr auf Muskeln und sportliche Rundungen, und wenn noch wer Kugelfisch zu mir sagt, bin ich echt beleidigt. Bin halt auch sensibel.

Fesch, aber sensibel.
Foto: Jaguar Land Rover

Mein Personal Trainer hat mich zu einer Fitness ertüchtigt, die meinen ein paar Jahre älteren Cousin fast als Weichei, Softie erscheinen lässt. So habe ich die auf Fahraktivität getrimmte Hinterachse meines großen Bruders, des F-Pace, als Mitgift bekommen, und weil ich zudem giftiger, präziser lenke, wurde auch meine Vorderachse überarbeitet. Will ja nicht indiskret sein, aber wenn ich das recht interpretiere, hat der Emissär des Standard, der mich auf Streckenabschnitten der Korsikarallye durch die Kurven schupfte, richtiggehend Gaudium mit mir gehabt. "Nicht übel, jedenfalls für einen SUV", hörte ich ihn sagen.

Sauber und aufgeräumt der Innenraum. Ob das Leder sauber bleibt, sieht man am schnellsten am weißen, und ob es innen aufgeräumt bleibt, hängt von den Insassen ab.
Foto: Jaguar Land Rover

Dann ist da die Sache mit dem Feuer. Schon zur Steinzeit hat der Mensch gern ein Feuerchen in Höhlen angezündet – daran hat sich wenig geändert, immer noch werden in Höhlen eines Verbrennungsmotors, Zylinder nennt man sie jetzt, Feuer entfacht. Cervantes hat einmal gesagt: Die Männer haben das Feuer erfunden, aber die Frauen wissen, wie man damit spielt. Wenn mit dem meinigen möglichst viele Frauen spielen, wird das meine Eltern freuen.

Motorenpalette

Ein Teil meiner existenziellen Befindlichkeit spielt nach dem Muster des leider reichlich flachen Erfolgstitels Wer bin ich und wenn ja wie viele. Wen wundert's, bei der Verbreitung, die ich weltweit finden werde – zudem gibt es mich in multipler Erscheinungsform. Fünf unterschiedliche Feuerstellen biete ich zur Auswahl, drei entzünden sich von selbst, mit der Kraft von 150, 180 oder 240 Pferden. Die anderen beiden namens Otto brauchen eine zündelnde Kerze dazu und ziehen am Zügel wie 250 oder 300 wilde Pferde. So bin ich also. (Boden-)Kontaktfreudig. Und wie sind Sie? Wann lernen wir uns kennen? (Andreas Stockinger, 1.2.2018)

Foto: Jaguar Land Rover