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Ingvar Kamprad zog sich 1982 aus dem operativen Geschäft zurück, seinem Nachwuchs traute er damals nicht allzu viel zu. Er war einer der reichsten Menschen der Welt.

Foto: REUTERS/Denis Balibouse

Er revolutionierte das Möbelgeschäft, indem er seine Kunden die Einrichtung selbst zusammenbauen ließ. Auf seine Kappe gehen Kultprodukte wie das Bücherregal "Billy". Ingvar Kamprad, schwedischer Gründer des internationalen Handelsriesen Ikea, ist nun in seinem Haus in der schwedischen Provinz Smaland nach kurzer Krankheit im Kreis seiner Familie im Alter von 91 Jahren friedlich eingeschlafen, teilte das Unternehmen am Sonntag mit.

Kamprad, der als gewiefter Unternehmer Ikea in ein weltweites Möbel-Imperium verwandelte und damit zum Multimilliardär avancierte, zeigte früh kaufmännisches Talent. Der Sohn sächsischer Einwanderer, geboren am 30. März 1926 in Pjätteryd und aufgewachsen am Bauernhof Elmtaryd nahe Agunnaryd, in der ärmsten schwedischen Provinz Småland, verkaufte bereits mit sieben Streichhölzer. 1943 gründete er Ikea und versuchte es zunächst mit Kugelschreiber und Uhren. Ikea setzt sich aus den Initialen seines Vor- und Nachnamens sowie seines Heimatortes (Elymtaryd bei Agunnaryd) zusammen.

Selbstbaumöbel für die Masse

Erst Anfang der 50er-Jahre stellte Kamprad sein Sortiment auf den Einrichtungsversand um und verkaufte Selbstbau-Möbel, die er mit kreativen Namen wie schwedischen Flüssen versah und billig anbot. Mit dieser Strategie traf er den Nerv der Konsumenten und eroberte ihre Wohnungen. Heute ist Ikea Weltmarktführer mit mehr als 300 Möbelhäusern in 44 Ländern und 190.000 Mitarbeitern. Die dank Ikea reich gewordene Familie Kamprad führte auch dieses Jahr die "Bilanz"-Liste der Reichen in der Schweiz an. "Bilanz" beziffert ihr Vermögen auf 48 bis 49 Milliarden Franken (rund 42 Milliarden Euro).

Trotz seines Erfolges gab sich Kamprad bescheiden und kumpelhaft. Sein Geiz, auf den er stolz war, trieb skurrile Blüten. Trotz geschätzten 33 Milliarden Euro Vermögen kaufte er nur beim Discounter ein, flog Economy und fuhr einen rostigen Volvo. Um den hohen Steuern in Schweden zu entfliehen, zog er Ende der 70er-Jahre in die Schweiz. Er wohnte in der Gemeinde Epalinges oberhalb von Lausanne. Eineinhalb Jahre nach dem Tod seiner Frau entschied er sich 2013, nach Schweden zurückzukehren, um näher bei der Familie zu sein. Seine drei Söhne Peter, Mathias und Jonas haben allesamt den Schweizer Pass.

Nazivergangenheit

Kamprad sprach offen über seine Lese- und Schreibschwäche und seinen Kampf gegen den "Dämon Alkohol", sowie über den Tod seiner Frau Margaretha im Dezember 2011, mit der er drei Söhne und eine Tochter hatte. Über seine Nazi-Vergangenheit in Schweden, die 1994 aufgedeckt worden war, schwieg er. Er entschuldigte sich für die "größte Dummheit seines Lebens" per Brief an seine Belegschaft. 2009 geißelte ihn sein ehemaliger Vertrauter Johan Stenebo in einem Enthüllungsbuch einen "manipulierenden Diktator" und warf ihm Stasi-Methoden vor.

1982 zog sich Kamprad operativ aus Ikea zurück, behielt aber über Stiftungskonstruktionen die Kontrolle, da er seine Söhne als Nachfolger für unfähig hielt. (David Donnerer, 28.1.2018)