Der Amtsinhaber bei der Stimmenabgabe in Limassol.

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Nikosia – Der konservative Amtsinhaber Nikos Anastasiades hat am Sonntag die erste Runde der zypriotischen Präsidentenwahl für sich entschiede, muss aber in eine Stichwahl. In einer Woche wird der gegen den linksgerichteten Herausforderer Stavros Malas antreten. Beide Kandidaten setzen sich für Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der geteilten Mittelmeerinsel ein.

Anastasiades kam in der ersten Wahlrunde auf 38 bis 42 Prozent, wie der staatliche Fernsehsender CyBC unter Berufung auf Nachwahlbefragungen meldete. Auf den früheren Gesundheitsminister Malas entfielen demnach 27 bis 31 Prozent. Die 550.000 Wahlberechtigten müssen nun am 4. Februar neuerlich abstimmen.

Dabei kommt es auch auf die Unterstützung der im ersten Wahlgang unterlegenen Kandidaten an, allen voran Nikos Papadopoulos: Der Sohn von Ex-Präsident Tassos Papadopoulos landete den Prognosen zufolge auf dem dritten Platz. Anastasiades und Malas waren schon vor fünf Jahren gegeneinander angetreten. Der Linkspolitiker unterlag dabei klar, allerdings hatte Anastasiades schon im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit nur knapp verfehlt.

Die Präsidentschaftswahl findet sechs Monate nach dem erneuten Scheitern der Verhandlungen über die Wiedervereinigung Zyperns statt. Die Gespräche zwischen der griechisch-zypriotischen Regierung in Nikosia und der nur von Ankara anerkannten Türkischen Republik Nordzypern waren nach anfänglich großen Hoffnungen im Juli ergebnislos abgebrochen worden.

Seit 1974 geteilt

Zypern ist seit einem von der damaligen Militärjunta in Griechenland unterstützten Putsch und einer anschließenden türkischen Militärintervention im Jahr 1974 geteilt. Die 1983 ausgerufene Türkische Republik Nordzypern wird nur von der Schutzmacht Ankara anerkannt und ist auch wirtschaftlich völlig abhängig von der Türkei.

Die Republik Zypern trat 2004 der EU und dem Euro bei. Völkerrechtlich ist die ganze Mittelmeerinsel, auf der rund eine Million Menschen leben, Mitglied der Europäischen Union.

Anastasiades hatte im Wahlkampf versprochen, den Dialog mit seinem türkisch-zyprischen Kollegen Mustafa Akinci bald wiederzubeleben. Auch Malas will sich dafür einsetzen. Er wirft dem amtierenden Staatschef vor, beim Thema Wiedervereinigung zu zögerlich zu agieren.

Viele Zyprioten halten Anastasiades zugute, das kleine EU-Land vor dem finanziellen Kollaps und einer schweren Rezession bewahrt zu haben. Der Präsident war im Februar 2013 gewählt worden – wenige Tage, bevor Zypern mit den Euroländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein milliardenschweres Finanzpaket aushandelte, um vor der Pleite bewahrt zu werden.

Im Gegenzug wurden in Zypern die Steuern erhöht und die Löhne gekürzt, die Arbeitslosigkeit stieg stark an. Im März 2016 konnte Zypern den internationalen Rettungsschirm aber wieder verlassen. (APA, 28.1.2018)