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Oliver Marach (links) hat eine besondere Gabe.

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Geteilte Freude ist doppelte Freude.

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Gruppenfoto mit Ballkindern.

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STANDARD: Der Jubel nach dem Matchball wirkte zurückhaltend. Ihr Partner, der Kroate Mate Pavic, wirkte ungläubig. Warum?

Marach: Er hat nicht gewusst, dass wir gewonnen haben, dachte, es steht 5:3 für uns. Ich hab ihm dann gesagt, dass es vorbei ist. Es ist das Highlight meiner Karriere, die großen körperlichen Schmerzen haben sich ausgezahlt.

STANDARD: Bis auf die erste Runde und das Finale verlief jedes Spiel über drei Sätze. Wie eng ging es her im Turnier?

Marach: Es war brutal. Wir haben gewusst, dass wir das Turnier gewinnen können. Die Frage war nur, ob ich das körperlich durchhalte. In der zweiten Runde hatte ich Fieber, richtig gut Tennis gespielt haben wir erst im Finale. Konstant stark war aber immer unser Service.

STANDARD: Das Finale lief bis weit nach Mitternacht vor einer spärlichen Zuschauerkulisse am Center Court. Ist das ein passender Rahmen für ein Grand-Slam-Finale?

Marach: Das Doppel-Finale wird bei den Australian Open immer so spät angesetzt. Das ist schade, aber wir Spieler können das nicht ändern. Vor dem Damen-Finale wurden der Junioren-Bewerb und Rollstuhl-Tennis gespielt. Zu früh kann man den Turniertag in Melbourne auch nicht beginnen, wegen der Hitze. In Wimbledon spielten wir Doppel-Finale vor 16.000 Zuschauern. Ein Traum.

STANDARD: Beim Stadthallen-Turnier in Wien mussten Sie wegen Ihres lädierten Rückens aufgeben. Drei Monate später gelang der Sieg bei den Australian Open. Was ist seit Oktober passiert?

Marach: Es ist ein kleines medizinisches Wunder. Ich hatte eine eingerissene Bandscheibe, musste Muskeln rundherum aufbauen, hatte Rückschläge in der Reha. Zu Jahresbeginn wusste ich nicht, ob ich in Doha spielen kann. Und dann gewinnen wir dort gleich. Vielleicht spiele ich aber auch besser, wenn ich verletzt bin. Manche Spieler treffen ohne Training keinen Ball, bei mir verhält es sich umgekehrt. Das ist wohl eine Gabe. Es gibt keinen Spieler auf der Tour, der keine körperlichen Probleme hat. Das gehört zum Leben eines Tennisprofis.

STANDARD: Die Bilanz unter eurem neuen Coach John Farrington ist imposant: 20 Spiele ohne Niederlage. Welchen Anteil hat er?

Marach: John ist ein Fachmann, der uns sehr hart trainieren lässt, auch wenn wir das manchmal nicht wollen. Jetzt picken wir mit ihm schon vier Wochen aufeinander, es wird Zeit, dass wir Pause voneinander machen. Spaß.

STANDARD: 245.000 Euro Preisgeld teilen Sie mit ihrem Partner Pavic durch die Siege in Doha und Auckland, 490.000 Euro durch den Grand Slam-Titel. Haben Sie keine Sorgen mehr diese Saison?

Marach: Der Titel macht alles leichter. Wir müssen keine 250er-Turnier mehr spielen und haben das Masters quasi in der Tasche.

STANDARD: Sie gehen mit Mate Pavic auf der Tour jeden Tag gemeinsam essen, sind 13 Jahre älter als er. Sie haben Frau und Kinder, er nicht. Wie gut kann man da harmonieren?

Marach: Ein gutes Miteinander ist schon wichtig. Mate ist ein lieber Kerl, ich mag ihn sehr. Man kann mit ihm super reden. Über Gott und die Welt, aber auch über private Dinge, die man nicht jedem anvertraut. Gegensätze können sich auch anziehen.

STANDARD: Sie spielen ab Freitag Daviscup in St. Pölten. In der Euro/Afrika-Zone trifft Österreich auf Weißrussland, das letzte Duell endete in einer klaren Niederlage.

Marach: Das wird eine schwierige Aufgabe, auch im Doppel. Weißrussland hat mit Andrei Vasilevski einen Wimbledon-Viertelfinalisten im Doppel. Mein Rücken ist eine Dauerbelastung, aber ich habe dem Verband versprochen, dass ich spiele.

STANDARD: Sie sind 37 Jahre alt. Haben sie ihr größtes Ziel nun erreicht?

Marach: Es können ruhig noch mehr Grand-Slam-Titel werden. Ein Sieg bei einem ATP-1000er fehlt noch. Solange es der Körper mitmacht, spiele ich weiter. (Florian Vetter, 28.1.2018)