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Tausende Teenager teilten auf Facebook offenbar ein Sexvideo zweier 15-Jähriger.

Foto: AP/Peres

Die Nachricht, dass über 1.000 Dänen wegen der Verbreitung von Kinderpornografie angeklagt werden, sorgte vor zwei Wochen für weltweites Aufsehen. Die Causa ist der erste Fall, bei dem massenhaft gegen teilweise selbst minderjährige Nutzer vorgegangen wird, die verbotene Videos geteilt haben. Nun plädierte sogar die liberale Regierungspartei dafür, die Gesetzeslage zu reformieren – was an der Situation der jetzt Angeklagten nichts ändern würde. "Ich kann keine Untersuchung stoppen, weil ich Mitleid mit den Beteiligten habe", sagte Justizsprecher Preben Bang Henriksen.

Opfer sind "nicht glücklich"

Sogar die zwei abgefilmten Teenager forderten, die Ermittlungen abzubrechen. "Wieder einmal sprechen die Leute über dieses Video. Sie sind überhaupt nicht glücklich darüber", hieß es in einem Statement ihrer Anwältin. Eigentlich hätten sie die Causa schon abgehakt: Der Vorfall trug sich vor drei Jahren zu. Die zwei damals 15-jährigen Teenager hatten Sex auf einer Party, dabei wurden sie von anderen gefilmt. Das Video wurde in sozialen Medien verbreitet, woraufhin eine der Abgebildeten zur Polizei ging. Rasch folgte eine Verurteilung der zwei Burschen, die das Paar gefilmt hatten – sie mussten eine geringe Geldstrafe zahlen.

Facebook alarmierte Behörden

Damit hätte der Fall eigentlich abgeschlossen werden sollen. Doch in den vergangenen Monaten bemerkte Facebook, dass das Video oft geteilt wurde. Das soziale Netzwerk alarmierte US-Behörden, die wiederum Europol Bescheid gaben. So gelangte die Causa wieder in den Fokus dänischer Polizisten, die nun hart durchgriffen. 1.004 Anklagen gegen Teenager sollen folgen. Beklagte kritisieren, dass die Auswahl der Verdächtigen selektiv erfolgt. "Es gibt so viele, die das Video haben und nicht befragt wurden. Meine Freunde wundern sich, warum nur ich befragt wurde – es ist lächerlich", sagte eine 19-Jährige dem dänischen Fernsehsender TV2.

Vorstrafe

Den Betreffenden droht mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Haftstrafe, allerdings sind sie nach einer Verurteilung vorbestraft. Das heißt, dass sie nicht als Lehrer, Sporttrainer oder Polizisten arbeiten dürfen. Die dänische Regierung will nun das Gesetz gegen Kinderpornografie so überarbeiten, dass spezielle Bestimmungen für jugendliche Täter gelten. (fsc, 29.1.2018)