Der Kärntner Wirt Ludwig Gasser wohnt am uralten Kleinsasserhof in Spittal an der Drau. Er lebt in einem bunten Fundus an Kunstobjekten, während draußen vor den Fenstern allerlei Tiere herumstolzieren.

So wie jetzt wohne ich erst seit dem Umbau vor einem halben Jahr. Wo meine Wohnküche ist, war früher das Schlafzimmer meiner Oma, die 75 Quadratmeter waren ursprünglich auf drei einzelne Zimmer aufgeteilt. Meine Wohnung ist im ersten Stock in einem sehr alten Haus aus dem 16. Jahrhundert. Das war beim Schremmen eine Herausforderung, weil die Wände fast einen Meter dick aus Bachsteinen gemauert sind. Meine Vorfahren haben sie selbst aus dem Bach geklaubt. Ich mag, dass der Holzboden hier knarrt, aber das Dunkle von früher weniger. Deswegen ist es bei mir sehr hell.

"Die Natur ist mir wichtig, deswegen bin ich gern hier im Wintergarten." Ludwig Gasser in seinem neuen Wohnzimmer, das früher eine Terrasse zum Grillen war.
Foto: Ferdinand Neumüller

Hier im Stock wohnen auch meine Eltern und die Geschwister, die meistens an den Wochenenden daheim sind. Bis vor kurzem hatten wir hier oben gar keine Küche, weil wir ja unten das Gasthaus haben. Jetzt habe ich zwar eine, aber ich brauche sie nicht wirklich, sie ist eher Deko. Außer der Kaffeemaschine und dem Wasserkocher ist hier nicht viel in Betrieb. Einmal habe ich Kärntner Nudeln ins Wasser geschmissen, und Eier mache ich hier auch, sonst nutze ich als Koch lieber den Gasherd unten. Meine Familie und ich machen abwechselnd Frühstück, dann sitzen wir gern an meinem Küchentisch zusammen, bevor der Tag richtig losgeht.

Bei uns ist immer viel los im Haus: Im zweiten Stock sind die Mitarbeiterwohnungen, und bis auf Jänner und Februar haben wir immer Hausgäste. Deswegen kann ich Beruf und Privates nur schwer trennen. Meine Wohnung ist zwar mein absoluter Rückzugsort, aber wenn es stressig ist oder es etwas Wichtiges gibt, kann man bei mir klopfen. Auch die Gäste – manche von ihnen sind im Laufe der Jahre Freunde geworden.

Ich bin damit aufgewachsen, dass immer kreative Leute um mich sind, und mag Kunst sehr gerne. Vor allem religiöse Objekte – alte Bilder mit Marien- und Jesus-Darstellungen aus Kirchen. Besonders faszinierend finde ich daran die Gesichtsausdrücke. Unser Haus ist ja auch sehr religiös – der Kleinsasserhof war die Heimat von den Kleinsassern. Alle männlichen Kinder des Hauses flohen bei der Protestantenverfolgung gemeinsam mit den Hutterern über Siebenbürgen nach Kanada und gründeten dort die Kolonie Crystal Spring. Wir haben auch regelmäßig Kontakt. Einige kommen uns jedes Jahr besuchen. Für die skurrilen und religiösen Objekte im Speisesaal unten, von denen viele auch kontrovers und erotisch aufgearbeitet sind, haben sie allerdings nicht allzu viel Verständnis.

Ich liebe auch die alten Porträts von meinen Geschwistern und mir, die in der Wohnküche hängen. Sie sind entstanden, als meine Eltern einmal ein Straßenkünstlerfestival im Garten veranstaltet haben. Viel bedeuten mir die Mitbringsel von unseren alljährlichen Venedig-Reisen. Der große venezianische Leuchter im Wohnzimmer ist so eines, oder die Objekte aus Muranoglas. Ich sammle diese Sachen, ein Platz dafür findet sich immer.

Am liebsten sitze ich auf meiner supergroßen Couch und lese, schaue fern oder einfach aus den großen Fenstern: Draußen tut sich immer was, dort sitzen gern die Pfaue, die Katzen schleichen vorbei, oder die Ziegen und Hängebauchschweine laufen herum. Ab und zu schaut ein Gast zu mir herein, weil er draußen vom Weg herunterkommt, und wundert sich, dass ich hier sitze. Deswegen lasse ich mir ein Geländer mit Gartentür planen. Wenn ich um die 50 bin, kann es passieren, dass ich die alte Hütte hinter dem Haus ausbaue, die wäre dann etwas getrennt vom Gasthaus. Aber bis dahin wächst einfach alles, fertig wird es nie sein. (Marietta Adenberger, 12.2.2018)