Teheran – Eine Iranerin, die vergangenen Monat in der Stadtmitte Teherans als Protest ihr Kopftuch abgenommen und daraufhin verhaftet wurde, ist angeblich aus der Haft freigelassen worden. Dies twitterte am Montag Reza Khandan, der Ehemann der renommierten Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh. Die iranischen Medien haben bis jetzt weder über ihre Festnahme noch über eine Freilassung berichtet.

Über die Frau wurde bisher nur in sozialen Medien berichtet, zusammen mit einem Screenshot aus einem Video. Sie habe am 27. Dezember im Zentrum Teherans minutenlang ihr Kopftuch abgenommen, um gegen der Kopftuchzwang im Iran zu protestieren. Angeblich wurde sie dann von der Polizei festgenommen und inhaftiert, da sie gegen das Kopftuchgesetz verstoßen hatte. Im Iran müssen alle Frauen und Mädchen ab neun Jahren in der Öffentlichkeit ein Kopftuch sowie einen langen, weiten Mantel tragen, um Haare und Körperkonturen zu verbergen.

Mutter eines kleinen Kindes

Die Anwältin Sotudeh, die 2012 mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet wurde, gab vergangene Woche bekannt, dass es bei der Frau um die 31-jährige Vida Movahed handle. Sie sei Mutter eines 20 Monate alten Kindes. Sotudeh wollte unbedingt ihren Fall übernehmen, wusste aber zu dem Zeitpunkt noch nicht, wo die Frau inhaftiert sei.

Vida Movahed gilt seit Wochen als das Symbol der regimekritischen Proteste im Land. Das ist aber nach Meinung von Beobachtern nicht ganz korrekt, weil ihre Protestaktion am 27. Dezember stattfand und die Proteste erst einen Tag später in Nordostiran begannen. Die etwa zehntägigen Proteste im Iran richteten sich zunächst gegen die Wirtschaftspolitik, hohe Preise, Inflation und Korruption. Sie wurden dann aber zunehmend systemkritisch, anti-islamisch – auch gegen den Kopftuchzwang – bis hin zu Forderungen nach einem Regimewechsel. (APA, 29.1.2018)