Versuche an Makaken sind in Europa nicht grundsätzlich verboten, unterliegen aber einer strengen und langwierigen Prüfung. In China geht es einfacher, schneller und billiger.

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Santa Fe / Wien – Die Empörung über die Versuche an zehn Makaken im Jahr 2014 ist groß: Die Tiere wurden am Lovelace Respiratory Research Institute in New Mexico im Auftrag von VW, BMW und Daimler gezielt Abgasen ausgesetzt, um die angeblich geringere Schadstoffbelastung dank neuer Dieselabgasreinigung nachzuweisen – DER STANDARD berichtete. Dass die Abgaswerte per Software manipuliert waren, soll der Studienleiter nicht gewusst haben.

Versuche an Affen sind ethisch höchst umstritten – und heute in vielen Ländern gesetzlich streng geregelt. Nach EU-Recht sind etwa Experimente an Menschenaffen (Gorillas, Schimpansen, Orang-Utans) vollständig untersagt, Tests mit anderen Affen wie Makaken werden nur nach langwierigen Zulassungsverfahren und nur in Fällen erlaubt, in denen es keine Alternative gibt.

Einfachere Zulassung

Das kann Studien schon einmal um mehrere Jahre verzögern. Immer mehr Wissenschafter weichen daher in ein Land aus, in denen die Forschung an Primaten weitaus schneller, unkomplizierter und auch billiger ist: China. Die Volksrepublik fördert gezielt wissenschaftliche Kooperationen mit ausländischen Wissenschaftern, die an Affen forschen wollen.

Eine ganze Reihe an biomedizinischen Durchbrüchen ist dort in den vergangenen Jahren gelungen. So schaffte es etwa ein Team um Grégoire Courtine von der ETH/EPF Lausanne vor gut einem Jahr erstmals, Schädigungen des Rückenmarks bei gelähmten Rhesusaffen mit einer Art Bypass zu umgehen. Wie Courtine und Kollegen Ende 2016 im Fachblatt "Nature" berichteten, konnten die Tiere ein zuvor gelähmtes Bein wieder bewegen. Durchgeführt wurde die Studie, für die die Affen vorher gezielt verletzt worden waren, in Peking.

Fragwürdiger Nutzen

Westliche Forscher betonen immer wieder, dass sich die einst schlechten Standards für Versuchstiere in China verbessert hätten: Unverfälschte Ergebnisse könnten nur bei artgerechter Haltung und ohne unnötige Stressfaktoren erreicht werden. Es sei in den vergangenen Jahren eine Bemühung zu beobachten, die chinesischen Standards zu heben, sagte etwa Stefan Treue vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen im Vorjahr zur "Neuen Zürcher Zeitung". Nachsatz: "Das hat sicherlich nicht jeden Standort und jeden Mitarbeiter erreicht."

Die nun aus den USA bekannt gewordenen Abgasexperimente sorgen indes nicht nur für ethische und tierschutzrechtliche Bedenken. Experten zeigen sich, anders als bei der Forschung zum Rückenmark, auch über deren Sinn verwundert: So sieht etwa der Generalsekretär der Österreichischen Pneumologischen Gesellschaft, Bernd Lamprecht, keine "wissenschaftliche Notwendigkeit" für derartige Tests. Die negativen Auswirkungen von Stickoxiden seien hinreichend bekannt und es gebe Grenzwerte, die "vernünftig sind".

Auch der Umweltmediziner Tobias Stöger vom Helmholtz-Zentrum München kann nicht nachvollziehen, warum der Versuch notwendig gewesen sein soll. "Es ist das erste Mal, dass ich höre, dass solche Expositionsversuche an Affen gemacht wurden", sagte er zur "Süddeutschen Zeitung". (David Rennert, 29.1.2018)