Bogota – Die kolumbianische Regierung will vorerst keine weiteren Friedensverhandlungen mit der Guerillaorganisation ELN führen. Nach den tödlichen Angriffen der Rebellen auf Polizisten sagte Präsident Juan Manuel Santos die für die kommenden Tage geplante Wiederaufnahme der Gespräche ab, wie es in einer Erklärung vom Montag hieß.

Eine neue Verhandlungsrunde könne erst beginnen, wenn die ELN "ihre Worte und Taten in Einklang bringt". Bei Anschlägen der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums am Wochenende sieben Polizisten getötet und dutzende Menschen verletzt worden. Die ELN bekannte sich zu einem der Attentate, dem fünf Polizisten zum Opfer fielen.

Gespräche seit einem Jahr

Die Regierung in Bogota hatte vor knapp einem Jahr in Ecuadors Hauptstadt Quito Friedensgespräche mit der letzten aktiven Guerilla in Kolumbien aufgenommen. Santos, der im August aus dem Amt scheidet, will mit der ELN einen ähnlichen Pakt wie das historische Friedensabkommen mit den FARC-Rebellen vom November 2016 schließen. Für seine Friedensbemühungen erhielt der Präsident damals den Friedensnobelpreis.

Die Verhandlungen mit der ELN, die über rund 1.800 Kämpfer verfügt, liegen bereits seit dem Auslaufen eines dreimonatigen Waffenstillstands am 10. Jänner auf Eis. Die Regierungsdelegation wurde damals aus Quito abgezogen, da Santos den Rebellen neue Angriffe Zivilisten und die Streitkräfte vorwarf.

Seit 1964 wurden in Kolumbien bei Kämpfen zwischen der Armee, linken Guerillagruppen wie Farc und ELN sowie rechten Paramilitärs mehr als 260.000 Menschen getötet. Etwa sieben Millionen Menschen flohen vor der Gewalt, mehr als 60.000 weitere werden vermisst. (APA, 29.1.2018)