Bild nicht mehr verfügbar.

Der Bund wird die Anteile an der Betreiberfirma Toll Collect per 1. September übernehmen.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Berlin – Der deutsche Mautbetreiber Toll Collect soll vorübergehend verstaatlicht werden. Es sei aber nicht beabsichtigt, dass der Bund die Geschäftsanteile an der Betreibergesellschaft dauerhaft halte, so das Verkehrsministerium am Montag. Der Bund werde die Anteile an der Betreiberfirma per 1. September übernehmen und sie an den erfolgreichen Bieter veräußern, der im Vergabeverfahren den Zuschlag erhalte.

Das Ministerium bestätigte damit einen "Handelsblatt"-Vorabbericht. Darin zitierte das Blatt aus einem Brief des Ministeriums an die vier Bieter, der Bund beabsichtige, "die Anteile an der Gesellschaft, die den Mautbetrieb der Toll Collect GmbH übernimmt, zum 1. September 2018 zu erwerben und die Gesellschaft bis zum 1. März 2019 selbst als Gesellschafter zu halten".

Laufende Schiedsverfahren

Grund für die vorübergehende Verstaatlichung sind die immer noch nicht beendeten Schiedsverfahren zwischen dem Bund, der Toll Collect und deren Gesellschaftern Deutsche Telekom, Daimler und Cofiroute. Im ersten Verfahren macht der Bund Schadenersatz wegen der verspäteten Einführung der Lkw-Maut sowie Vertragsstrafen geltend. Im zweiten Verfahren macht Toll Collect als Betreiber des Mautsystems gegen den Bund Ansprüche auf Vergütung für den Betrieb des Systems geltend.

Der Bund verhandle "derzeit intensiv mit den Altgesellschaftern", heißt es dem "Handelsblatt" zufolge in dem Brief. Um den Bietern "hinreichend Gelegenheit zur Berücksichtigung der damit verbundenen Änderungen an den Vergabeunterlagen" zu geben, werde die Frist zur Abgabe eines finalen Angebots von Ende Februar auf Ende Mai verlegt. Wegen der Verzögerung sei es nicht mehr möglich, die Vergabe wie ursprünglich geplant bis Ende August abzuschließen. Ende August ende aber der Betreibervertrag mit Toll Collect, so dass dann der Bund zunächst als alleiniger Gesellschafter einspringen werde. (APA, 29.1.2018)