Ich hab sie in den Graben geschmissen, um die Erd ghaut, gegen die Felsen gelehnt. Ich bin vor lauter Schmerzen allein schon fast nimmer auf den Bock gekommen, ist die immer noch hergestanden wie neu. Diese Beschreibung trifft auf drei Motorräder zu. Die Trial Gas Gas TXT 200, die Hardenduro Yamaha WR 250 F – beide Maschinen für den harten Kampf im Gelände gebaut – und die BMW F 800 GS, von den meisten schlicht als Mittelklasse-Reisemoped abgetan.

So kenn ich die F 800 GS am besten, neben mir oder auf mir liegend.
Foto: BMW Motorrad

Immer noch geht ein leichtes Zittern durch meinen Körper, wenn irgendwo ein Zweizylindermotor mit 180 Grad Hubzapfenversatz zu hören ist. Die 800er GS, die hat nämlich einen ganz eigenen Klang, den eines Boxers. Den vergisst du nicht mehr, wenn der Murl neben dir liegend am Stand rennt, während du versuchst dein ganzes Gesicht wieder in den Helm zu kriegen. Je schlechter die Straße war, je ausgesetzter das Gelände, desto mehr hat sich die 800er GS gespielt. Nur im normalen Einsatz, auf dem Weg direttissima in die Arbeit, da merkte man zum Schluss, dass diese GS ein wenig in die Jahre gekommen ist.

Jetzt bringt BMW die Mittelklasse-GS neu heraus – auf Wunsch auch mit Voll-LED-Scheinwerfer.
Foto: BMW Motorrad

Da kam dann auf einmal die neue Africa Twin von Honda und brettelte mit einem Liter Hubraum und dem Doppelkupplungsgetriebe durch die Stadt. Meine Herren, da haben sie gewackelt, die Tabus.

Die F 750 GS und die F 850 GS beim Flirt beim Sonnenuntergang.
Foto: BMW Motorrad

Aber jetzt legt BMW nach, macht aus der F 800 GS eine F 850 GS und setzt einen vollkommen neuen Motor ein. Nicht einmal der charakteristische Hubzapfenversatz bleibt – wie mich Poster MicAv, dezent drauf hinweisend, mit der Nase in den Dreck drückt – und damit weicht der charakteristische Boxer-Klang aus dem Twin, dem eines V2. Der Hubraum wird auf 853 Kubikzentimeter vergrößert. Dadurch steigt die Leistung um zehn Pferde auf 95 PS, das Drehmoment von 83 Newtonmeter auf 92. Noch was: Die Kette läuft nun auf der linken Seite.

Auf der Straße fühlen sich beide Motorräder daheim.
Foto: BMW Motorrad

Gleichzeitig bringt BMW auch eine erstarkte 700er GS, die nun F 750 GS heißt, aber natürlich auch den 850er-Motor drinnen hat – der falsche Fuffzga –, nur halt mit weniger Moach: 77 PS und 83 Nm reichen ihr, um vor allem die Bedürfnisse jener Menschen abzudecken, die eine niedrige Sitzposition bevorzugen und vorwiegend auf der Straße unterwegs sind.

Die 750er hat bessere Onroad-Eigenschaften und eine niedrigere Sitzposition.
Foto: BMW Motorrad

Darum hat die 750er auch ein 19 Zoll großes Vorderrad, die 850er für mehr Offroadtauglichkeit einen 21-Zoll-Patschen, die 850er eine USD-, die 750er eine normale Telegabel. Beiden gemeinsam ist dann wieder der neue Stahlbrückenrahmen in Schalenbauweise, die beiden Fahrmodi "Rain" und "Road" sowie ABS und ASC serienmäßig und eine selbstverstärkende Anti-Hopping-Kupplung.

Die 850er spielt auch im Offroad gern ihre Stärken aus.
Foto: BMW Motorrad

Als Sonderausstattung gibt es den intelligenten Notruf "Ecall", wie er jetzt im Auto Pflicht ist, das elektronische Fahrwerk, Voll-LED-Scheinwerfer und eine Konnektivität samt 6,5-Zoll-Farbdisplay, die einen im Helm laut aufheulen lässt. Weitere Fahrmodi gibt es übrigens auch, wobei der Enduro Pro nur für die 850er GS verfügbar ist.

Das neue Display ist besser als noch vor wenigen Jahren die Fernseher.
Foto: BMW Motorrad

Bleibt noch die Frage nach dem Preis: Die F 750 GS kommt auf mindestens 10.250, die F 850 GS auf 13.450 Euro. Das klingt jetzt im ersten Moment schon wild, wenn wir aber annehmen, dass die neue Mittelklasse-GS, die am 12. Mai zu den Händlern kommt, mindestens genauso gut im Wegstecken ist wie die Vorgängerin, dann zahlt sich das innerhalb einer Saison schon wieder aus. Rein subjektiv gerechnet. (Guido Gluschitsch, 31.1.2018)

Die F 750 GS gibt es ab 10.250, die F 850 GS ab 13.450 Euro.
Foto: BMW Motorrad