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Die britische Premierministerin May besucht bei ihrer China-Reise die Wuhan-Universität am Mittwoch.

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Wuhan – Großbritannien strebt nach Angaben von Premierministerin Theresa May ein Freihandelsabkommen mit China an. Zunächst allerdings sollte China mehr tun, um britischen Firmen den Zugang zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu erleichtern, sagte May am Mittwoch.

Die Regierungschefin war zuvor zu einer dreitägigen China-Reise aufgebrochen, wo unter anderem Treffen mit Präsident Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang auf dem Programm stehen. Bei ihrem China-Besuch will sie für ein Welthandelssystem eintreten, in dem alle nach den gleichen Regeln spielen. Zum Auftakt traf May am Mittwoch in der Stadt Wuhan in Zentralchina ein.

Vor dem Hintergrund des geplanten Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union will May bei ihrer Visite für einen Ausbau des Handels mit China und mehr chinesische Investitionen in Großbritannien werben.

Auch Menschenrechtsfragen sowie die Lage in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong, wo Peking einen härteren Kurs gegen demokratische Aktivisten fährt, will sie in Peking zur Sprache bringen, wie May nach Angaben der britischen Nachrichtenagentur Press Association vor mitreisenden Reportern sagte.

"Ein Land, zwei Systeme" in Hongkong

"Wir glauben, dass die Zukunft Hongkongs, die Zukunft von "Ein Land, zwei Systeme", wichtig ist – und wir sind dem verpflichtet", sagte May. Nach diesem Grundsatz wird Hongkong seit der Rückgabe 1997 an China in eigenen Grenzen autonom regiert. Dazu gehören auch Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie begrenzte demokratische Strukturen, doch fürchtet Peking den lauter werdenden Ruf nach Selbstbestimmung.

May wird am Mittwochnachmittag in Peking erwartet, wo sie ihre Gespräche mit Regierungschef Li Keqiang aufnehmen wird. "Das Vereinigte Königreich und China werden nicht immer einer Meinung sein", schrieb May in der "Financial Times" zu ihrer Reise. "Aber als Partner, die dem freien Welthandel verpflichtet sind, können wir zusammenarbeiten und die Herausforderungen, die alle unsere Volkswirtschaften beeinflussen, angehen und bewältigen."

Chinas schieres Gewicht

In ihren Gesprächen will May auch Probleme wie mangelnden Marktzugang, Überkapazitäten in der Stahlindustrie und den Schutz von Urheberrechten ansprechen. Sie plädierte für einen "regelbasierten Ansatz", der robusten, nachhaltigen und freien Welthandel ermögliche. Alle großen Volkswirtschaften hätten eine besondere Verantwortung und müssten die Vorschriften und die Zusammenarbeit in der Welthandelsorganisation (WTO) respektieren, schrieb May.

Mit seinem schieren Gewicht als zweitgrößte Volkswirtschaft gestalte China die Zukunft der Welt. Seine schnell wachsende Wirtschaft helfe britischen Unternehmen und schaffe einen großen Markt. China sei auch eine Quelle für Kapital, das "mit angemessenen Schutzmechanismen" helfe, in die Zukunft Großbritanniens zu investieren, meinte May in dem Kommentar offenbar zu Kritik an chinesischen Investitionen in Hochtechnologie oder kritische Infrastruktur in Großbritannien.

In der chinesischen Initiative für eine "neue Seidenstraße" mit dem Aufbau von Wirtschaftskorridoren sieht May nach eigenen Angaben "enorme" Möglichkeiten auch für Unternehmen von außerhalb Chinas. Doch will die Premierministerin mit der chinesischen Führung darüber sprechen, wie sichergestellt werden könne, dass bei der Umsetzung auch "Transparenz und internationale Standards" befolgt werden.

Bei ihrem Besuch wird May von einer großen Wirtschaftsdelegation mit rund 50 Unternehmensführen begleitet. Am Donnerstag wollte auch Staats- und Parteichef Xi Jinping die Premierministerin empfangen, bevor sie zum Abschluss ihres Besuchs nach Shanghai weiterreist. (APA, 31.1.2018)