Helmut Birkhan
Spielendes Mittelalter

Böhlau-Verlag
350 Seiten, 36 Euro

Foto: Böhlau

Wien – Der Mediävist und Keltologe Helmut Birkhan hat über die Sprache die Kultur des Mittelalters erschlossen. Die Akademie der Wissenschaften ehrt den langjährigen Ordinarius für Ältere deutsche Sprache und Literatur der Uni Wien, der am Donnerstag seinen 80. Geburtstag feiert, mit einem Festakt am 7. Februar. Dabei wird Birkhan sein neues Buch "Spielendes Mittelalter" vorstellen.

Für die ÖAW hat Birkhan "eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass alte Sprachen rostige Schlösser zur Kulturgeschichte öffnen können". Davon würden seine Bücher über Kelten, Magie und Pflanzen des Mittelalters zeugen.

Werdegang

Birkhan, geboren am 1. Februar 1938 in Wien, hat an der Universität Wien zunächst Philosophie, Psychologie und Germanistik studiert, verlagerte seine Schwerpunkt dann aber auf Altgermanistik, Klassische Philologie, Philosophie und Psychologie. 1962 wurde er mit einer Dissertation zum Thema "Die Verwandlung in der Volkserzählung" promoviert. Anschließend begann er als Assistent am Institut für Germanistik der Uni Wien und erhielt 1968 ein zweijähriges Humboldt-Forschungsstipendium in Göttingen.

1970 habilitierte sich Birkhan mit einer Arbeit über "Germanen und Kelten bis zum Ausgang der Römerzeit" für Altgermanistik. Zwei Jahre später wurde er zum Professor für Ältere deutsche Sprache und Literatur an der Uni Wien berufen. Dort leitete er das Institut für Germanistik von 1986 bis 1988, initiierte den Studienversuch Nederlandistik sowie "Keltologie" als Individuelles Diplomstudium. 1997 hatte er sich mit der Arbeit "Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur" auch für Keltologie habilitiert. Schließlich wurde Birkhan, der seit 2004 wirkliches ÖAW-Mitglied ist, 2006 emeritiert.

Schwerpunkte

In einer "Selbstdefinition" betonte er auf seiner Uni-Homepage, "die 'Ältere deutsche Sprache und Literatur' sowie die 'Keltologie' primär als Kulturwissenschaften" zu sehen. Mit altertumskundlichen, literaturwissenschaftlichen und linguistischen Arbeiten wolle er "kulturgeschichtlich wichtige Zusammenhänge in den Vordergrund stellen", was erfordere, auf einem breitem Gebiet zu arbeiten.

Zu seinen Arbeitsschwerpunkte zählen neben der Deutschen Literatur des hohen und späten Mittelalters in kulturwissenschaftlichen Bezügen, etwa die Alchemiegeschichte, die Germanische Sprachwissenschaft vom Indogermanischen bis ins Mittelhochdeutsche sowie die Keltologie. Zu diesen Gebieten hat Birkhan zahlreiche Bücher, Beiträge und Aufsätze veröffentlicht.

Wissen mit Spaßfaktor

Dazu zählen etwa Bücher wie "Das Geheimwissen der Kelten", "Pflanzen im Mittelalter: Eine Kulturgeschichte" oder "Magie im Mittelalter". Birkhan hat sich aber auch nie vor einer Popularisierung seines Fachs gescheut, wie Fernsehauftritte als Koch mittelalterlicher Gerichte, als keltischer Schmied oder als Druide im ORF-Kinderprogramm beweisen. Humor hat er mit Übersetzungen etwa des "Struwwelpeter" und des "Kleinen Prinzen" ins Mittelhochdeutsche bewiesen.

In seinem neuen Buch "Spielendes Mittelalter" (Böhlau-Verlag) widmet er sich Kinderspielen – am Beispiel des berühmten Gemäldes von Pieter Bruegel – ebenso wie den damals gespielten und auch heute noch geläufigen Brettspielen, geht der Herkunft von Fußball, Hockey, Tennis, Golf, Kegeln und Kartenspielen nach, beleuchtet das höfische Liebesspiel und die Entstehung des mittelalterlichen Theaters. (APA, 1.2.2018)