Wien – Wenn sozial lebende Fische mit Eltern aufwachsen, haben sie einen anderen Hormonhaushalt und können Stress leichter bewältigen als Waisen, fand die österreichische Biologin Barbara Taborsky heraus. Sie zeigte mit Kollegen erstmals einen direkten Zusammenhang von Stresshormon-Andockstellen und der sozialen Kompetenz der Tiere. Die Studie erschien im Fachmagazin "Proceedings der Royal Society B".

Die Forscher ließen Prinzessin-vom-Tanganjikasee-Buntbarsche (Neolamprologus pulcher) teils mit Eltern, Bruthelfern und Geschwistern aufwachsen, teils nur mit Geschwistern. Diese Fische sind eine kooperative Spezies mit ausgiebigem Sozialleben, erklärt Taborsky, die am Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern forscht. In der Natur können Brutpaare bei der Aufzucht ihrer Jungen sogar von nicht verwandten Helfern unterstützt werden.

Die Ergebnisse

Jene Buntbarsche, die mit Eltern und Bruthelfern groß geworden waren, zeigten sich als Erwachsene weniger stressanfällig als jene, die nur unter Gleichaltrigen aufwuchsen. Sie hatten mehr Glukokortikoid-Rezeptoren im Großhirn, das sind spezifische Andockstellen für Stresshormone wie etwa Cortisol, berichten die Forscher.

Um zu erfahren, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen funktionsfähigen Glukokortikoid-Rezeptoren und der Stress-Verarbeitung gibt, manipulierten die Forscher die Funktion dieser Hormon-Andockstellen mit einer pharmakologischen Substanz. Derart behandelte Fische zeigten mehr Sozialkompetenz und nur sehr geringen Stress, wenn sie zu größeren, dominanten Fischen in deren Territorium gesetzt wurden. Sie verhielten sich viel unterwürfiger als nicht behandelte Fische und wurden dadurch seltener angegriffen. Und es gelang ihnen auch öfter, schlussendlich selbst die dominante Rolle einzunehmen. (APA, red, 5. 2. 2018)