Bild nicht mehr verfügbar.

Diese Polizisten patrouillieren im Zentrum von Mailand. Einige ihrer italienischen Kollegen haben hingegen nichts zu tun.

Foto: REUTERS/Stefano Rellandini

Rom – Ihr Arbeitstag beginnt jeweils um 7.30 Uhr: Die Polizisten stecken ihre Karte in die Stechuhr und verschwinden in ihren Büros. Doch ihre Schreibtische sind leer, die Telefone nicht angeschlossen: Es gibt für sie nichts zu tun. Nach sechs Stunden dürfen sie nach Hause gehen. In der Zwischenzeit starren sie auf die Wände, lesen Zeitung, ein Buch oder spielen mit ihrem Handy. So geht das fünf Tage in der Woche. Fürs Nichtstun erhalten die Polizisten im Schnitt 1.200 Euro netto im Monat.

Ihre Büros befinden sich in Taranto, Bari, Brindisi, Lecce und Foggia in Apulien. Die bedauernswerten Polizisten drehen nicht freiwillig Daumen: Sie sind Opfer einer Staatsreform, nämlich der Abschaffung der Provinzverwaltungen, bei denen sie angestellt waren. Die Reform ist Anfang 2015 in Kraft getreten. Mit anderen Worten: Die Polizisten haben seit etwa drei Jahren nichts zu tun.

Psychologische Hilfe für Polizisten

"Es ist absurd: Alle Polizisten sind bestens ausgebildet, haben Berufserfahrung und würden gern wieder arbeiten. Für sie ist das eine schwierige Situation", sagt Paolo Taurino von der Gewerkschaft CGIL. Einige der Beamten hätten schon psychologische Hilfe in Anspruch nehmen müssen.

Die Idee hinter der Abschaffung der insgesamt einhundert Provinzen war, dass Italien neben dem Zentralstaat, den Regionen und den Gemeinden keine vierte Staatsebene benötige. Die Reform sah vor, dass die bisherigen Funktionen der Provinzen mitsamt dem Personal entweder an die Regionen, an die Gemeinden oder an die neu geschaffenen Città metropolitane (Metropolstädte) transferiert werden. Das geschah dann auch. In Apulien waren rund 2.800 Provinzbeamte betroffen, darunter eben die 85 Polizisten.

Leerer Konferenzsaal als Büro

Während das Personal der anderen Provinzen in relativ kurzer Zeit in die anderen Strukturen integriert werden konnte, wusste man in Apulien nicht so richtig, was man mit den 85 Beamten anfangen sollte. Für 34 von ihnen hatte man in Lecce nicht einmal ein Büro gefunden. Die ersten Monate "arbeiteten" sie in einem leerstehenden Konferenzsaal.

Schließlich wurden alle Polizisten der Regionalverwaltung zugeteilt. Doch weil die meisten ihrer bisherigen Aufgaben bereits von den Carabinieri abgedeckt werden, musste sich die Regionalregierung erst einmal eine neue Funktion für sie einfallen lassen.

Warten auf neue Ausrüstung

Der entsprechende administrative Erlass liegt inzwischen vor. Ein Problem muss aber noch gelöst werden: Die Polizisten brauchen neue Uniformen, neue Dienstwaffen und neue Polizeiautos. Die entsprechenden Ausschreibungen seien erfolgt, versicherte unlängst der Präsident der Region Apulien, Michele Emiliano. Bis die Ausrüstung komplett sei, könne es "nur noch Monate dauern". (Dominik Straub aus Rom, 1.2.2018)