Canberra – Die Affäre um die Veröffentlichung geheimer Regierungspapiere in Australien weitet sich aus. Der ehemalige Premierminister Kevin Rudd stellte am Donnerstag Strafanzeige gegen den Fernsehsender ABC. Zugleich stattete der Geheimdienst dem Sender, der die Affäre um die versehentlich versteigerten Papiere enthüllt hatte, einen Besuch ab.

Die Dokumente, die zum Teil als "Top Secret" (streng geheim) deklariert sind, waren durch eine schwere Panne an die Öffentlichkeit gelangt. Sie stammen aus Büromöbeln aus Regierungsbestand, die bei einer Auktion in der Hauptstadt Canberra versehentlich versteigert wurden. ABC gelangte dann offenbar über ein Secondhand-Geschäft in ihren Besitz.

Der Sender bekam deshalb in seinen Büros in Canberra und Brisbane inzwischen Besuch vom Geheimdienst. Beide Seiten betonten aber, dass es keine Razzia in den Redaktionsräumen gegeben habe. Demnach werden die Papiere nun in neuen Safes verwahrt, damit niemand anders an sie herankommt. ABC hat nach eigenen Angaben weiterhin Zugang zu den Dokumenten.

Der ehemalige Premierminister Rudd von der Labor-Partei leitete juristische Schritte ein, um sich gegen die Veröffentlichung zu wehren. Auch andere frühere Regierungschefs protestierten. Der amtierende konservative Premierminister Malcolm Turnbull gab bereits Ermittlungen in Auftrag. Normalerweise werden Regierungspapiere in Australien 20 Jahre lang unter Verschluss gehalten. (APA, 1.2.2018)