Eine abfotografierte Whatsapp-Nachricht sorgt in Spanien dieser Tage für Aufsehen. "Unsere Leute haben uns geopfert. Zumindest mich", schrieb Kataloniens abgesetzter Präsident Carles Puigdemont einem Vertrauten. Puigdemont, der nach der illegalen Ausrufung der Unabhängigkeit im Oktober vor der Justiz nach Brüssel floh, reagierte damit auf den Entscheid des katalanischen Parlamentspräsidenten Roger Torrent, Puigdemonts neuerliche Wahl wegen juristischer Unklarheit zu vertagen.

In Katalonien gibt es nach Monaten und Jahren des Tauziehens rund um den Status der Region nur Verlierer. Die Region steht unter spanischer Zwangsverwaltung. Die Krise hinterlässt tiefe Spuren in der Wirtschaft. Das separatistische Lager ist zerstritten, das zentristische hat, obwohl die Mehrheit der Wählerstimmen, keine Mehrheit im Parlament. Spaniens Premier Mariano Rajoy, der auch darauf gebaut hatte, mit Katalonien vom Korruptionsproblem seiner Partei abzulenken, hat offensichtlich mit seiner Law-and-Order-Politik in Katalonien versagt. Lösungen?

Einen anderen Kandidaten für den Posten des Regionalpräsidenten zu nominieren wäre ein Ansatz, ändert aber nichts am Problem. Rajoy muss den Katalanen endlich einen echten Dialog über mehr Rechte innerhalb Spaniens anbieten. Kataloniens Regierung muss ihn annehmen. Das schuldet sie ihren Bürgern, von denen schließlich die Hälfte in Neuwahlen den zentristischen Weg gewählt hat. (Manuela Honsig-Erlenburg, 1.2.2018)