Am Loch warten, bis arglose Beute auftaucht: Klingt gemütlich, aber vollkommen aufwandslos ist ein Eisbärenleben denn doch nicht.
Foto: Mike Lockhart, USGS

Anchorage – Dass der Lebensraum der Eisbären im Zuge des Klimawandels immer weiter schrumpft, gibt Anlass zu noch mehr Sorgen als bisher gedacht: Die großen Raubtiere scheinen nämlich schon unter normalen Umständen prekär zu leben, berichten US-Forscher im Fachmagazin "Science". Soll heißen: Eisbären haben einen höheren Energiebedarf als bisher angenommen und magern daher aufgrund des wechselhaften Jagdglücks oft ab.

Neue Studie

Die Forscher um Anthony Pagano vom Alaska Science Center in Anchorage hatten jeweils im Frühling der Jahre 2014 bis 2016 neun Eisbärweibchen in der kanadischen Polarmeerregion Beaufort Sea eingefangen. Sie bestimmten die Größe und das Gewicht der Tiere sowie verschiedene Stoffwechselwerte in Blut- und Urinproben. Dann legten sie den Tieren GPS-Halsbänder mit einer Videokamera an und entließen sie wieder in die Freiheit. Nach acht bis elf Tagen fingen die Wissenschafter die Bären dann erneut ein.

Der berechnete Energieverbrauch der Eisbären in der Studienzeit war 1,6 Mal höher, als Forscher bisher angenommen hatten. Mehr als die Hälfte der Bären hatte eine negative Energiebilanz: Die Tiere verbrauchten mehr Energie, als sie durch ihr Futter wieder aufnahmen, und verloren an Körpermasse. Vier Bären verloren mehr als zehn Prozent ihrer Körpermasse.

Doch kein so gemütliches Leben

Bisher gingen Experten davon aus, dass Eisbären einen geringeren Energieverbrauch haben, weil sie keine natürlichen Feinde haben und gerne eine Jagdmethode anwenden, die nicht sehr viel Körpereinsatz fordert: Sie sitzen auf Eisschollen und warten, bis eine Robbe zum Atmen auftaucht.

Die Forscher errechneten aber, dass ein Eisbärweibchen innerhalb von zwölf Tagen eine ausgewachsene Robbe fressen muss, um den Energieverbrauch zumindest auszugleichen. Im Studienzeitraum gelang dies nur vier Tieren. Die restliche Nahrung bestand aus Kadavern und Jungtieren.

Zukünftig werde sich der Energieverbrauch der Tiere noch erhöhen, schreiben die Wissenschafter. Denn wenn das Eis durch den Klimawandel weiter zurückgeht, müssten die Tiere länger wandern oder schwimmen, um feste Eisschollen zu finden, auf denen sie jagen können. (APA, red, 2. 2. 2018)