Brach die Schule ab, wurde Verkäufer in einem Stoffgeschäft und baute ein Modeimperium auf: Luciano Benetton.

Foto: Corn HERIBERT

Mailand – Luciano Benetton, Gründer des Modekonzerns Benetton, wird nach einem fünfjährigen Interregnum wieder im Unternehmen mitmischen. Nachdem der 82-Jährige 2012 als Präsident von Benetton Group zurücktrat, wurde er zu Wochenmitte neuerdings zum Chairman des Modeimperiums ernannt. Sein Vorgänger, Francesco Gori, ist sang- und klanglos zurückgetreten.

Familienpatriarch Luciano will die Modegruppe umkrempeln. Der Grund dafür sei nicht etwa Nostalgie: Wirtschaftliche Motive sind für das Comeback verantwortlich. "Als ich 2008 aus dem Verwaltungsrat ausschied, hinterließ ich ein Unternehmen mit einem Überschuss von 155 Millionen Euro", sagte Benetton. "Das Jahr 2016 schloss Benetton Group mit 81 Millionen Euro Verlust ab." 2017 soll sich dieser angeblich sogar auf mehr als 100 Millionen erhöht haben.

Neue Ideenschmiede

Aber nicht nur Luciano kehrt zum Modekonzern zurück. Schwester Giuliana ist neuerdings wieder für das Styling verantwortlich. Mit von der Partie ist auch Oliviero Toscani (76), der in der Vergangenheit für die Skandal-Werbekampagnen der Benetton Group verantwortlich war. Der Fotograf leitet neuerdings nicht nur die Kommunikationsstrategie von Benetton Group. Das erfolgreiche Duo Luciano Benetton und Oliviero Toscani werden auch die Ideenschmiede des Konzerns Fabrica in Fabrica Circus 7/7x24 neu umwandeln.

Vorgesehen ist auch, dass Benetton die in Olimpias vereinten und vor wenigen Jahren ausgegliederten Produktionsaktivitäten wieder in den Konzern integriert.

Auch sollen die weltweit 5000 Benetton-Geschäfte erneuert werden. Da stellt sich Luciano eine echte Revolution vor: "Unsere Shops, einst eine Lichtquelle, wurden inzwischen zu dunklen und traurigen Lokalen degradiert, ähnlich den Geschäften in Polen während des kommunistischen Regimes", meinte Luciano kürzlich in einem Zeitungsinterview.

Aus dem Flop gelernt

Offensichtlich ist, dass keiner der 14 Benetton-Nachkommen das Ruder in die Hand nehmen wird. Denn als Luciano Benetton 2012 die Präsidentschaft seinem Sohn Alessandro überließ, erwies sich dies als Flop.

Nachdem Benetton 2012 von der Börse genommen wurde, ging es abwärts. Die Gruppe hat inzwischen die Beschäftigtenzahl um 2500 auf rund 7300 Mitarbeiter gesenkt. Gegenüber der Konkurrenz, vor allem Zara und H&M, haben die Benettons an Terrain verloren. Einzig die Positionierung als Edelmarke made in Italy, leicht unter dem Niveau von Giorgio Armani, habe Wachstumspotenzial, meinen Experten.

Luciano Benetton hatte als Zehnjähriger nach dem Tod seines Vaters die Schule verlassen und war als Verkäufer in ein Stoffgeschäft eingetreten. Mit 18 begann er kunterbunte Pullis herzustellen. Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern gründete Luciano 1960 in Treviso die Benetton Group. Der Weg des Modekonzerns führte steil aufwärts. Dies dauerte so lange, wie Luciano – der kurzzeitig als Senator (1994 bis 1996) für die Republikanische Partei politisch aktiv war – das Ruder in der Hand hielt.

Nun will er dort anfangen, wo er 2012 den Modekonzern verlassen hatte. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, 2.2.2018)