Die Große Magellansche Wolke ist rund 160.000 Lichtjahre entfernt und gilt chemisch gesehen als vergleichsweise primitiv. Die Entdeckung von komplexen organischen Verbindungen kam daher nun umso überraschender.

Foto: NASA/JPL-Caltech/STScI

Washington – Organische Chemie ist offenbar nicht auf große Galaxien beschränkt, wie eine aktuelle Beobachtung beweist: Astronomen, die eine nahe Zwerggalaxie näher unter die Lupe genommen haben, sind dort unerwartet auf die Grundbausteine des Lebens gestoßen. Die Entdeckung belegt, dass derartige Moleküle auch in Regionen des Kosmos' entstehen können, die aus astrophysikalischer Sicht als eher "primitiv" gelten würden.

Komplexe organische Verbindungen, die vor allem aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff bestehen, sind in der Milchstraße weit verbreitet. Ob diese auch in Zwerggalaxien wie der benachbarten Großen Magellanschen Wolke existieren, war dagegen bisher unklar. In kleinen Galaxien wie dieser entstehen bedeutend weniger Sterne, was zur Folge hat, dass ihre chemische Zusammensetzung ungleich primitiver ist im Vergleich zur Milchstraße. Dadurch sind dort auch Elemente wie Kohlenstoff und Sauerstoff wesentlich dünner gesät.

Komplexe organische Chemie in "hot cores"

Nun haben Nasa-Astronomen um Marta Sewiło von der Johns Hopkins University das Radioteleskop-Observatorium Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) in den nordchilenischen Anden dazu benutzt, um in der 160.000 Lichtjahre entfernten Großen Magellanschen Wolke nach solchen organischen Molekülen Ausschau zu halten – und sie sind tatsächlich fündig geworden. In zwei Sternentstehungsregionen der Galaxie, sogenannten "hot cores", registrierten die Wissenschafter entsprechende Signale.

Sewiło und ihre Kollegen fanden dabei unter anderem Methanol, Dimethylether und Ameisensäuremethylester, wobei die letzten beiden bisher noch nie außerhalb der Milchstraße festgestellt werden konnten. Die chemische Zusammensetzung der Großen Magellanschen Wolke weist grundsätzlich große Ähnlichkeiten mit jener des jungen Kosmos' auf.

Frühe Lebensbausteine

Die Analyse unserer galaktischen Nachbarschaft könnte den Astrophysikern daher dabei helfen, ein klareres Bild von den chemischen Anfängen des Universums zu zeichnen, wie die Forscher in den "Astrophysical Journal Letters" schreiben. Aus ihren aktuellen Entdeckungen schließen sie, dass die chemischen Grundlagen des Lebens wie wir es kennen bereits wesentlich früher vorhanden waren als bisher gedacht. (tberg, 5.2.2018)