Besonders im mittleren Preissegment ist in den letzten Jahren das Angebot an vollmöblierten Wohnungen zur Kurzzeitmiete gestiegen. Im Bild: die Kurzzeitwohnungen von Room4Rent im Leopoldtower...

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... und das neu eröffnete Smartments Business beim Hauptbahnhof.

Foto: Cliff Kapatais / GBI AG

Wer berufsbedingt mehrere Wochen in einer anderen Stadt verbringt, in seiner Wohnung einen Wasserrohrbruch hat oder gerade eine unschöne Trennung durchlebt, hat in Wien die Qual der Wahl: Es gibt mehr sogenannte servicierte Wohnungen denn je.

Diese werden meist zwischen einer Woche und mehreren Monaten vermietet. Sie sind vollmöbliert, mit einer kleinen Küche ausgestattet und bieten Annehmlichkeiten, wie man sie sonst nur aus Hotels kennt: Die Wohnung wird gereinigt, die Handtücher werden ausgetauscht. Nur die Zahnbürste muss man noch mitnehmen.

Projekt beim Hauptbahnhof

Die Wohnform rückt in Wien immer öfter in das Interesse von professionellen Anbietern. "Der Begriff der Serviced Apartments hat sich in den letzten Jahren geändert", beobachtet der Hotelmarktexperte Martin Schaffer von MRP Hotels: "Man geht damit immer mehr in Richtung Mikro-Apartments." Während früher noch 40 Quadratmeter große Zweizimmerwohnungen vermietet wurden, sind die Einheiten heute oft weitaus kleiner als 30 Quadratmeter. Serviciertes Wohnen kommt auch bei Investoren zunehmend an, meint Schaffer: Denn die Häuser verfügen über langjährige Pachtverträge, jedoch mit weniger operativem Aufwand als bei Hotels.

In der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs hat beispielsweise erst vor wenigen Tagen das "Smartments Business" der deutschen GBI AG nach mehrmonatigem Probebetrieb offiziell eröffnet. Das Projekt wurde schon in der Bauphase an eine Immobilientochter der Württembergischen Versicherung verkauft.

Der Eingangsbereich beim Projekt der GBI AG hinter dem Hauptbahnhof erinnert beim Standard-Lokalaugenschein an eine etwas steril geratene Hotellobby. "Da werden wir vielleicht noch ein bisschen Musikunterhaltung reinbringen", kündigt der Operations Manager des Hauses, Nicola Hamel, bei der Hausführung an. Bei 20 Prozent liege die Auslastung, an den Dezemberwochenenden sei das Haus aber auch von Wochenendtouristen gut besucht worden.

Firmen als Mieter

Ein Bewohner, der gerade in der Lobby unterwegs ist, lebt seit Jahreswechsel hier – und hat einen für die doch hochpreisige Wohnform ungewöhnlichen Hintergrund: Er lebte bis vor kurzem in einem Obdachlosenheim. Bei der Suche nach einem Hotelzimmer wurde er auf das Projekt hinter dem Hauptbahnhof im zehnten Bezirk aufmerksam und konnte sofort einziehen. Er will jetzt drei Monate hier leben – um 1200 Euro pro Monat. In vielen Mietwohnungen gibt es das weitaus günstiger. "Aber Provision und Kaution kann ich mir nicht leisten", erklärt er.

Ein anderer Gast, ein deutscher IT-Techniker, wohnt seit Anfang Dezember im Haus. Seine Schwester hatte in Wien einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Er brauchte möglichst schnell eine Bleibe in Wien.

Die bisherigen Gäste seien "querbeet", betont Manager Hamel. Man ziele mit dem Angebot auf Firmen ab, die ihre Mitarbeiter zeitweise in Wien unterbringen wollen, aber auch auf Wohnungssuchende und Theaterschauspieler, die nur kurz in der Stadt sind. Auch Sportvereine seien eine interessante Zielgruppe.

Wachsendes Angebot

Die beiden Gäste sind so weit zufrieden. Ein paar Kritikpunkte an ihrer Bleibe fallen ihnen dennoch ein: Die Espressomaschine, die in jedem Zimmer steht, brauchen sie nicht. Lieber wäre ihnen ein Wasserkocher. Dem einen ist es zu kalt in seiner Wohnung, der andere empfindet es als warm. Und die Entwicklung des Sonnwendviertels hinter dem Hauptbahnhof beobachten beide kritisch: "Das wirkt sehr kalt", sagt der deutsche Gast. Und in der kleinen Küchenzeile der Standard-23-Quadratmeter-Wohnungen sind gastronomische Höhenflüge schwierig: "Ich glaube, wenn man hier ein Schnitzel bäckt, dann muss man neu ausmalen", sagt einer der Gäste.

Auf Kleinwohnungen mit Rundumservice setzen auch andere Anbieter: Die IG Immobilien betreibt aktuell 62 servicierte Wohnungen in Wien, ab März kommen acht weitere "City Apartments" mit Größen zwischen 24 und 55 Quadratmetern an vier Standorten dazu. Der Anbieter Room4Rent, ein Unternehmen des Österreichischen Siedlungswerks, vermietet derzeit 350 Apartments an drei Standorten. Etwa 200 weitere Einheiten befinden sich bereits in Bau bzw. in Planung. Das günstigste Zimmer kommt auf 800 Euro Pauschalmiete im Monat.

Helga Mayer, Geschäftsführerin der ÖSW-Tochter Immo 360 Grad, bemerkt die zunehmend wachsende Konkurrenz. Während es im oberen Preissegment schon lange entsprechende Angebote gegeben habe, liege der Fokus nun im mittleren Segment: "Aber irgendwann wird der Deckel erreicht sein." (Franziska Zoidl, 4.2.2018)