Grace Hopper entwickelte mit FLOW-MATIC einen Vorreiter der heutigen Programmiersprachen.

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Das Buch "Brotopia" von Emily Chang erscheint am 6. Februar 2018.

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Grace Hopper 1946 an der Harvard-Universität.

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Der Film "Hidden Figures" zeigt die Geschichte dreier afroamerikanischer Mathematikerinnen, die für die Nasa gearbeitet haben. Ihre Berechnungen waren essenziell für John Glenns Umkreisung der Erde mit einem Raumschiff im Jahre 1962. Die meisten kennen sie erst durch die Kinoproduktion. Hier spielte nicht nur ihr Geschlecht, sondern auch die Herkunft eine Rolle. Dennoch, wenn man die Geschichte betrachtet, werden Männer für ihre Arbeit gepriesen und Frauen vergessen, vor allem in der Computerwelt.

Dabei war es der Algorithmus von Ada Lovelace, der für den ersten modernen Computer vorgesehen war. Manche bezeichnen sie als die erste Programmiererin, und nach ihr wurde auch die erste standardisierte Programmiersprache benannt. 1946 heuerte die Navy sechs Frauen als Programmiererinnen an. Darunter Grace Hopper. Sie entwickelte eine Möglichkeit, wie man Computer programmieren konnte, indem man Wörter anstatt Zahlen benutzte: Flow-Matic, ein Vorreiter des heutigen Cobol.

Programmierpioniere waren meist Frauen

Laut Emily Chang, der Autorin des Buchs ""Brotopia: Breaking Up the Boy's Club of Silicon Valley", das am 6. Februar erscheint, hatte das englische Wort "programmer" früher eine negative Konnotation. Programmieren wurde mit der Bedienung eines Telefons oder einer Schreibmaschine gleichgestellt. Perfekt für Sekretärinnen – 1940 vor allem Frauen. Die "Computer-Girls" wurden geboren.

Die Nachfrage stieg, mit ihr auch das Gehalt, und es mussten mehr Stellen besetzt werden. Chang schildert in einer für Bloomberg geschriebenen Adaption ihres Buches, wie zwei Anwerber den Charakter eines Programmierers mit Eigenschaften beschrieben haben, die sich heute noch in den Klischees wiederfinden: Er mag keine Leute, keine Aktivitäten, die persönlichen Kontakt verlangen, und ist an sich mehr an Dingen als an Menschen interessiert. Aufgrund dieser antisozialen Beschreibungen seien automatisch mehr Männer als Frauen angezogen worden, unabhängig von ihrer Qualifikation. Hinzu kommt das höhere Gehalt, das sich die Männer eher zusprachen als Frauen.

Mit dieser Klassifizierung beeinflussten die beiden Anwerber die zukünftige Computerwelt. Die Anzahl der Frauen sank rapide. Der Höhepunkt angestellter weiblicher Programmiererinnen in den USA war 1980 mit 37 Prozent. Kurz darauf verkleinerte sich die Prozentzahl wieder. Die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin etwa profilierten sich, indem sie Frauen einstellten. Letztes Jahr wurde sie wegen "gender pay discrimination" angeklagt. Der Unterschied zwischen Gehältern von Männern gegenüber jenen von Frauen soll enorm sein.

Brotopia – Sexpartys für Männer mit Frauen

In einem auf ihrem Buch basierenden Beitrag in "Vanity Fair" schildert Emily Chang, wie sich das Silicon Valley zu einem Männerparadies entwickelte. "Brotopia", wie sie es nennt. Sexpartys von reichen Technikmogulen, auf denen mittezwanzigjährige Frauen mit Drogen gefüllt zu Lustzwecken bewegt würden. Letztere hofften auf Kontakte und eine Verbesserung ihres Lebensstils. Um in Silicon Valley aufzusteigen, sollte man an den Partys teilnehmen, gleichzeitig seien es genau diese, die einem zum Verhängnis werden.

Chang spricht in ihrem Buch mit einer Firmengründerin, die regelmäßig auf diesen Partys war und bei der Suche nach Investoren für ihr Start-up auf Küsse und andere sexuelle Anspielungen gestoßen ist. Gleichzeitig bestätigte ein Investor, dass er niemals eine Frau unterstützen würde, die er auf diesen Partys getroffen habe. An der amerikanischen Westküste bekommen nur zwei Prozent der von Frauen geführten Start-ups eine Förderung von Venture Capitalists – also Risikokapitalgebern. Für Emily Chang kein Wunder, da nur sieben Prozent der Venture Capitalists weiblich sind. (sem, 5.2.2018)