Auch wenn Fake News viele Menschen erreichen – an konventionelle Medien kommen sie nicht heran.

Oxford – Fake-News-Webseiten haben nicht so viele Leser, wie oft angenommen wird. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Reuters Institute, das die Kennzahlen von Fake-News-Webseiten in Frankreich und Italien unter die Lupe genommen hat. Ausgangspunkt waren 600 Webseiten, die laut Datenbanken von Faktencheckern als Verbreiter von unwahren Meldungen identifiziert wurden.

Selbst die erfolgreichsten Webseiten von der Liste der zweifelhaften Informationsquellen kommen nicht auf die Reichweiten der großen Nachrichtenportale heran, und zwar in beiden Ländern.

Das "Santé+ Magazine", das laut der Fake-News-Datenbank "Decodex" von Le Monde falsche Informationen zum Thema Gesundheit verbreitet, erreichte 2017 durchschnittlich drei Prozent der französischen Internetnutzer – von den beliebtesten Nachrichtenseiten "Le Figaro" (22 Prozent) oder "Le Monde" (19 Prozent) weit entfernt.

Einstellige Reichweiten

In Italien erreichte die alternative Nachrichtenseite "Retenews24" im letzten Jahr monatlich durchschnittlich eine Million Leser, das sind drei Prozent der italienischen Internetnutzer. Auch hier kommt man nicht auf die Reichweiten der Platzhirsche "La Repubblica" (51 Prozent) und "Corriere della" Sera (48 Prozent). Die meisten anderen Webseiten, die Falschinformationen verbreiten, bleiben sogar unter einem Prozent.

Auch die Behauptung, dass Fake-News-Konsumenten sich in einer Echokammer bewegen, zweifelt die Studie an. Denn viele Leser informieren sich auch auf den großen Nachrichtenseiten. Zwei Drittel der Besucher von "Retenews24" haben im selben Monat die Onlineversion des "Corriere della Sera" aufgeschlagen, knapp die Hälfte war auf "republicca.it". Ein Drittel der Leser von "Santé+" besuchte auch "Le Monde".

Die Studienautoren merkten allerdings an, dass sie nur Medien mit eigener Webpräsenz untersuchten. Reine Facebookseiten, Blogs und über private Messenger verschickte Inhalte wurden nicht gezählt. (pp, 26.2.2018)