Theodor Thanner, Chef der österreichischen Wettbewerbsbehörde.

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Wien – Theodor Thanner, Chef der österreichischen Wettbewerbsbehörde, denkt laut darüber nach, wie man das Kartellrecht "neu denken" könnte. Der Anlass: Die türkis-blaue Regierung hat sich eine gemeinsame Digitalplattform von Medienhäusern in Österreich vorgenommen. Mit einer solchen Plattform sollen Medien mit österreichischen Inhalten mehr Schwungmasse gegenüber internationalen Konzernen bekommen, die den Onlinewerbemarkt dominieren.

Google und Facebook kamen laut Marktanalysen 2017 auf rund ein Fünftel der globalen Werbeeinnahmen. Google dominiert die Onlinewerbung global, Facebook folgt mit Abstand. Amazon versucht, mit Werbung über Echo-Lautsprecher und Verknüpfungen mit Kaufplattformen und Kundendaten Terrain zu gewinnen.

Mehrere Größen der österreichischen Medienbranchen arbeiten an gemeinsamen Plattformen:

  • ORF ORF-General Alexander Wrabetz nennt sein Projekt Austria Marketplace.
  • Werbemulti Peter Lammerhuber, Chef der größten Mediaagenturgruppe Group, wälzt ebenfalls seit längerem Überlegungen für eine digitale Plattform österreichischer Medien.
  • ProSiebenSat1Puls4 Markus Breitenecker, Chef von ProSiebenSat1Puls4, denkt seine "Medien Allicance" bis zu einer gemeinsamen Suchmaschine, einer Social-Media-Plattform, Bezahlsystemen und einem gemeinsamen User-Log-in. Medienminister Gernot Blümel nannte Breiteneckers Konzept im STANDARD-Interview "visionär" und "anstrebenswert", Blümel spricht insbesondere auch vom Austausch von Inhalten.

Problem der Wettbewerbsbehörde mit all diesen Projekten: Grenzt sie den relevanten Markt national ab wie gewohnt, kann sie gemeinsame Firmen und Projekte der größten nationalen Medien schwer genehmigen. Thanner dürfte hier nun mit der Neudefinition auf einen internationalen Markt abzielen. Aber auch zwei konkurrierende Plattformen könnten ein Ausweg sein.

Das deutsche Kartellamt hat gerade eine Untersuchung des "schwierigen" Wettbewerbs in der Onlinewerbung begonnen. (fid, 2.2.2018)