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Lee wurde für schuldig befunden, Schmiergeld in Millionenhöhe gezahlt zu haben.

Foto: Reuters/Stringer

Seoul – Nach einem Jahr in Haft kommt Samsung-Erbe Jay Y. Lee wieder frei. Ein südkoreanisches Berufungsgericht reduzierte am Montag seine ursprüngliche Haftstrafe wegen Korruption von fünf Jahren in eine Bewährungsstrafe von zweieinhalb Jahren. Der 49-Jährige Lee, Chef der Samsung-Gruppe und Vize-Verwaltungsratschef von Samsung Electronics, wurde unter anderem für Schmiergeldzahlungen an die damalige Präsidentin Park Geun Hye verurteilt, mit denen er sich ihre politische Unterstützung sichern wollte. Park ist nicht mehr im Amt. Auf dem Weg aus dem Gefängnis sagte Lee: "Nochmals, ich bedauere, dass ich nicht meine beste Seite gezeigt habe." Der Erbe eines der größten Firmenimperien der Welt befand sich seit Februar 2017 in Haft. Dies sei eine sehr "wertvolle Zeit" gewesen, um "über mich nachzudenken."

Die Samsung-Aktie profitierte von der Nachricht und ging mit einem Plus von 0,5 Prozent aus dem Handel, während der Seouler Leitindex 1,3 Prozent verlor. "Es ist eine gute Sache, dass der Eigner zurückkehrt", sagte Analyst Greg Roh vom Finanzdienstleister HMC Investment & Securities. Es wird vermutet, dass Lee seine bisherige Arbeit fortsetzt. Seit dem Herzinfarkt seines Vaters 2014 steht der Enkel des Samsung-Firmengründers faktisch an der Spitze des Konglomerats.

Werben bei der Regierung

Im August hatte eine untere Instanz nach einem sechsmonatigen Verfahren Lee für schuldig befunden, Schmiergeld in Millionenhöhe gezahlt zu haben. Unter anderem wurde die Reiterkarriere der Tochter einer Freundin von Park finanziert. Ziel war es, die Zustimmung der Regierung zu einer wichtigen Fusion innerhalb der Samsung-Gruppe zu bekommen. Damit sollte die Kontrolle der Familie über den Mischkonzern und die dazugehörige Kronjuwele – den Smartphone-Weltmarktführer Samsung Electronics – gesichert werden. Außerdem wurde Lee wegen Veruntreuung, Meineids und wegen Versteckens von Vermögen im Ausland verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre Haft gefordert.

Das Berufungsgericht befand nun, dass Lee eher passive Willfährigkeit gegenüber der politischen Macht gezeigt haben. Zudem sei die Schmiergeldsumme mit umgerechnet rund 3,3 Millionen Dollar nur halb so groß gewesen wie von der unteren Instanz behauptet. Der Anwalt von Lee kündigte umgehend an, Berufung vor dem Obersten Gerichtshof einzulegen. Ziel sei es, den Schuldspruch aufzuheben.

Die Affäre rund um Lee und den Rücktritt von Park führte zu einer Diskussion über die Rolle der großen Unternehmer-Dynastien in Südkoreas Gesellschaft. In Medien wurde vermutet, dass das Urteil dazu dienen sollte, den Skandal vor Beginn der Olympischen Winterspiele hinter sich zu lassen. Der Chef der Analysefirma Chaebul.com, Chung Sun Sup, zeigte sich enttäuscht: "Hier wiederholt sich alte Geschichte, alle haben Nachsehen mit den Chaebol-Eigentümern." (APA, 5.2.2018)