"Hier liege, lese und denke ich und höre Musik." Teresa Rotschopf sitzt in ihrem großzügig geschnittenen Wohnzimmer in der Wiener Praterstraße, auf dem Schoß Thelonious, fünf Monate. Ihr messerscharf geschnittener blonder Bob deutet in die eine Ecke des Wohnzimmers zwischen Plattenregal, lila bezogenem Sofa und dem großen Bild von Michael Williams, einem "befreundeten Künstler aus L.A.". Das sei, erklärt die Musikerin, eine ihrer Lieblingsecken.

Nach sechs Jahren Tüftelei bringt Musikerin Teresa Rotschopf jetzt ihr neues Album "Messiah" heraus. Auf ihrem lila bezogenen Sofa legt sie die Beine hoch und hört Platten. An ihrer eigenen Musik arbeitet sie im Tonstudio.
Foto: Christian Benesch

Vor drei Jahren ist Rotschopf mit Kind und Kegel in die geräumige Altbauwohnung gezogen. Und wenn nicht gerade Thelonious was will oder Caspar, sechseinhalb Jahre, zur Schule gebracht werden muss, legt die 33-Jährige hier die Beine hoch. Und hört Jazz, Klassik, Musik von Julia Holter, Jenny Wall und gerade besonders gern die Chorarbeiten von Alfred Schnittke. Thelonious und Caspar allerdings haben das Leben von Teresa Rotschopf auf den Kopf gestellt. Davor war die Frau Musikerin, Szenefrau und immer unterwegs. Heute sei es nicht mehr drin, "dreimal die Woche irgendwo im Chelsea bis zwei Uhr in der Frühe abzuhängen". So wie Rotschopf das sagt, klingt das wenig bedauernd.

Eine abenteuerliche Zeit

Warum auch, Rotschopf legte früh los. Gleich nach Matura und Führerschein hieß es raus aus der Salzburger Provinz, rein nach Wien. Mit 19 war sie Frontfrau der Electropopband Bunny Lake, auf dem Cover des ersten Albums "The Late Night Tapes" ist die Musikerin im verwegenen Profil abgebildet, herrlich cool mit Zigarette – ein lässiges Image, das war bei Bunny Lake immer auch entscheidend.

Wichtiger Bestandteil der Inszenierung: Teresa Rotschopf als schmaler Wirbelwind Suzy on the Rocks am Mikrofon. "Wir haben mit Bunny Lake irrsinnig oft gespielt, waren viel unterwegs, das war eine abenteuerliche Zeit", erzählt Teresa Rotschopf. Mit "wir" meint sie Christian Fuchs, ihren damaligen Partner in Crime, Produzent Patrick Pulsinger und den Rest der Band. Sie sagt aber auch: "Jetzt würde das nicht mehr passen." 2012 war Schluss mit dem Projekt Bunny Lake.

Heute macht die Salzburgerin ihre eigene Musik, Rotschopf macht nun "Dark Wave, dunkle, elektronische Orgelmusik", Mitte des Monats kommt ihr neues Album heraus, dessen verheißungsvoller Titel: "Messiah".

Auf dem Cover: Teresa Rotschopfs nackter, gewölbter Bauch, das Bild hat die Fotografin Elfie Semotan vor über sechs Jahren während der ersten Schwangerschaft von ihr gemacht. Schon damals war klar: Das wird das Titelbild des neuen Albums. Mit dessen Erscheinen sollte es etwas länger dauern. "Es gab eine Menge Dinge, die wichtig genug waren, um die Sache so in die Länge zu ziehen", erklärt Rotschopf.

Denn da war immer mehr in ihrem Leben als nur die Musik. Rotschopf studierte Soziologie ("Ganz brav mit Abschluss!"), machte nebenbei in Mirjam Ungers Musikerinnen-Doku "Oh Yeah, She Performs!" mit, gestaltet Kunstbücher und arbeitet als Stylistin. Dazwischen ging es mit Partner Tobias Pils und Sohn Caspar für ein halbes Jahr nach New York, der österreichische Maler hatte dort ein Stipendium. "Wir haben geschaut, ob uns das Leben dort längerfristig interessiert", meint sie.

Es blieb bei einem kurzen Flirt. Das Heimweh hat sie damals unerwartet gepackt. Jetzt bleibt Teresa Rotschopf erst einmal da. Doch wer weiß. (Anne Feldkamp, RONDO, 9.2.2018)