Der Biss einer Rötelmaus kann Hanta-Viren auf den Menschen übertragen. Auch durch Kot und Urin oder dem Einatmen von errgerhaltiger Aerosole kann man sich infizieren.

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Frankfurt am Main – Wer beim Frühjahrsputz Staub einatmet, setzt sich in manchen Gebieten Deutschlands einem erhöhten Infektionsrisiko durch Hanta-Viren aus. Diese finden sich unter anderem im Staub, der mit den Ausscheidungen infizierter Rötelmäuse kontaminiert ist. Auch in Österreich sind die Erkrankungsfälle in den vergangenen Jahren angestiegen. So wurden etwa im Jahr 2012 insgesamt 264 Neuansteckungen mit Hanta-Viren in Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und im Burgenland regisitriert.

Wissenschafter der Goethe-Universität in Frankfurt und des Senckenberg Forschungszentrums für Biodiversität und Klima haben nun die Entwicklung von Hanta-Infektionen in Deutschland auf Basis von Langzeitdaten untersucht. Das Ergebnis: Erhöhte Gefahr droht im Frühsommer und in waldreichen Gebieten sowie nach "fetten Jahren" für die Rötelmaus.

Rötelmäuse als Krankheitsüberträger

Hanta-Viren erregten erstmals Anfang der 1950er öffentliches und wissenschaftliches Interesse, als sich zahlreiche amerikanische Soldaten in Korea mit dem damals unbekannten Erreger infizierten und an hämorrhagischem Fieber erkrankten. Dies ist vor allem wegen der erhöhten Blutungsneigung gefährlich, die zu akutem Nierenversagen führen kann. In Deutschland wurden Infektionen mit Hanta-Viren Mitte der 1980er Jahre bekannt. In den meisten Fällen ist das durch die Rötelmaus übertragene Puumala-Virus (PUUV) die Erkrankungsursache.

Die Maus selbst erkrankt nicht, kann den Erreger aber zum Beispiel durch einen Biss auf den Menschen übertragen. Auch durch Kot, Urin oder kontaminierte Aerosole, die beispielsweise während Reinigungsarbeiten in der Land- und Forstwirtschaft aufgewirbelt und eingeatmet werden, kann es zur Infektion kommen.

Besonders viele Puumala-Virus-Infektionen treten in Baden-Württemberg und angrenzenden Gebieten in Bayern und Nordrhein-Westfalen auf. In Österreich sind vor allem die Ost-, West- und Südsteiermark betroffen. In Nordostdeutschland gibt es dagegen wenige PUUV-Virus-Fälle. In großen Städten und Ballungsgebieten (Berlin, Stuttgart, Bonn) ist die Zahl der PUUV-Infektionen pro 100.000 Einwohner tendenziell höher als in ländlichen Gebieten. Was die Forscher noch herausgefunden haben: Während die räumlichen Ausbreitung über die letzten 15 Jahre ähnlich geblieben ist, schwanken die Infektionsfälle von Jahr zu Jahr sehr deutlich: Demnach war die Zahl der gemeldeten PUUV-Infektionen in den Jahren 2007, 2010 und 2012 besonders hoch.

Zahl der Infektionen könnte ansteigen

Als wichtigste Faktoren für die Rötelmausdichte konnten die Wissenschafter die Landnutzung (insbesondere der Waldanteil), klimatische Verhältnisse (kalte Winter) und das Nahrungsangebot identifiziern. Jahre, in denen Buche, Eiche und Kastanie besonders viele Früchte produzieren (Mastjahre), bedeuten ein reiches Nahrungsangebot für den Krankheitsüberträger.

Das führt oft zu einem starken Anstieg der Populationsdichte und damit zu mehr infizierten Rötelmäusen, was letztlich auch das Infektionsrisiko für den Menschen erhöht. Tatsächlich gingen den infektionsreichen Jahren 2007, 2010 und 2012 jeweils Mastjahre voraus. Allerdings folgte auf das Mastjahr 2014 nur ein Jahr mit leicht erhöhter Anzahl an humanen Puumala-Virus Infektionen.

Aufgrund der komplexen Zusammenhänge und der Vielzahl an Faktoren, die Einfluss auf die Zahl der Puumala-Virus-Infektionen haben, ist es derzeit noch schwierig, ein zuverlässiges Vorhersage-Modell zu erstellen, betonen die Studienautoren. Anhand von Korrelationsanalysen konnte aber ein höheres Risiko für waldreiche Gebiete ermittelt werden. Besonders ein Frühsommer, der auf ein Mastjahr folgt, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. "Durch den Klimawandel, der häufigere Mastjahre und mildere Winter mit sich bringt, könnte die Zahl der Puumala-Virus-Infektionen künftig weiter ansteigen", prognostiziert Klimpel. (red, 7.2.2018)