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Drinnen sind die Tage immer trüb – das bleibt nicht ohne Folgen auf unser Gehirn.

Foto: REUTERS/Kevin Coombs

East Lansing – Geistesblitz, Erleuchtung, helles Köpfchen, bei klarem Verstand: Es gibt eine ganze Reihe von Metaphern, mit denen wir eine Parallele zwischen Licht und unserer Gehirnaktivität herstellen. Und so ganz abwegig ist das nicht, wie man aus den Ergebnissen einer aktuellen US-Studie folgern könnte. Die kommt – in Bestätigung früherer Arbeiten – zum Ergebnis, dass Licht tatsächlich unsere geistigen Leistungen beeinflusst.

Das Experiment

Für ihre Arbeit zogen die Forscher der Michigan State University Kusuratten der Spezies Arvicanthis niloticus als Versuchstiere heran. Diese Nagetiere boten sich an, weil sie anders als viele ihrer Verwandten – aber dafür ganz wie wir Menschen – tagaktiv sind. Diese Ratten sollten nun ihre Fähigkeiten zur räumlichen Orientierung unter Beweis stellen.

Zuvor allerdings hatte man sie in zwei Gruppen eingeteilt: Eine davon bekam Licht ab, das ungefähr der Beleuchtung in Wohn- und Schlafräumen entsprach (50 Lux). Die andere wurde mit 1.000 Lux bestrahlt – was immer noch deutlich leuchtschwächer ist als ein bedeckter Wintertag im Freien und damit zeigt, in welcher Dämmerungsstimmung wir unsere Indoor-Zeiten eigentlich verbringen. Vier Wochen lang wurden die Ratten in einem zwölfstündigen Licht-Dunkel-Wechsel mit diesen unterschiedlichen Lichtstärken bestrahlt.

Beim anschließenden Orientierungstest schnitten die Ratten aus der Dämmerungsgruppe deutlich schlechter ab als die Kontrollgruppe. Die Forscher um Joel Soler konstatierten bei diesen Tieren eine um 30 Prozent verringerte Aktivität im Hippocampus, einer Gehirnregion, die für Lernen und Gedächtnisbildung wichtig ist.

Grundlagen und Folgerungen

Die Ergebnisse fügten sich in das Bild, das man durch verschiedene Studien mit Menschen gewonnen hat. Mit dem Rattenversuch wollten die Forscher aber den zugrundeliegenden neuronalen Mechanismen auf die Spur kommen. Sie stellten fest, dass bei den Tieren aus der Dämmerungsgruppe ein bestimmtes Protein (der sogenannte Wachstumsfaktor BDNF) stark reduziert war, das für die Verbindung zwischen den Neuronen des Hippocampus sorgt. Reduziert waren auch die Dornenfortsätze an den Neuronen, über die die Kommunikation zwischen den Zellen läuft.

"Trübes Licht produziert trüben Verstand", fasst Soler die Ergebnisse schlank zusammen. Die gute Nachricht für alle, die zu viel Zeit in künstlichem Dämmerlicht verbringen, lautet aber: Der Effekt lässt sich rasch rückgängig machen. Die Ratten aus Gruppe 1 erlangten ihre vollen kognitiven Fähigkeiten zurück, nachdem auch sie einen Monat lang mit starkem Licht versorgt worden waren. (red, 11. 2. 2018)