Gesucht war ein Quizmoderator, von dem jahrelang unklar war, „ob so einer überhaupt das Land betreten dürfe“. Das klang verdächtig nach den Habsburgern, die ja 1919 des Landes verwiesen worden waren: Als Otto Habsburg, Sohn des Kaisers, 1961 schriftlich auf alle Herrschaftsansprüche verzichtet hatte, kam es zu langen Auseinandersetzungen, ob dies wirklich für eine Einreiseerlaubnis genüge. Aber konnten die Habsburger hier im Rätsel wirklich gemeint sein? Wer aus dieser Familie hätte sich denn jemals zu einem Fernsehquiz herabgelassen?

Es war der 31-jährige Karl Habsburg, der ab September 1992 ein paar Monate lang das Promi-Quiz Who is Who im ORF moderierte. Welcher Hintergedanke ihn dazu trieb, erklärte er später Armin Wolf, als der seine Doktorarbeit über politische Quereinsteiger schrieb: „Wenn ich in Österreich auch politisch tätig werden möchte zu einem anderen Zeitpunkt, da ist ein Bekanntheitsgrad immer etwas Wichtiges.“

Als Vera Russwurm übrigens den Kaiserenkel neulich für die Kronen Zeitung fragte, ob er überhaupt alle seine Vornamen wisse, verneinte Habsburg lachend. Sieben Wörter auswendig lernen, das scheint zu viel verlangt zu sein.

Wer die durcheinandergeworfenen Buchstaben richtig ordnete, bekam zu lesen: „Für Frauen und Männer sind verschiedenfarbige Wahlkuverte zu verwenden.“ Erstaunlicher als die heute unübliche Pluralform war, dass es sich um einen echten Gesetzestext handelte: So stand es in § 64 des Bundesgesetzes vom 11. Juli 1923 über die Wahlverordnung für den Nationalrat. Bei der Auszählung mussten die Stimmzettel dann brav in die Kategorien „Frauen“, „Männer“, „ungültige Stimmzettel“ sortiert werden, wies § 66 an. Erst seit kurzem galt damals in Österreich das Frauenwahlrecht – und offenbar waren die Herren noch unsicher, ob es eine gute Idee war.

Da genießt einer seine Brause und Schulkinder ihre Pause – welches slowenischstämmige Wort passte noch in diese Reihe? Gesucht war die Jause, abgeleitet von „južina“, dem slowenischen Wort fürs Mittagessen oder für eine Zwischenmahlzeit. Heute ist die Jause ein reiner Austriazismus: In Deutschland ist das Wort ebenso ungebräuchlich wie in der Schweiz. Dort – und auch schon in Vorarlberg – schmaust man vielmehr das „Znüni“ oder das „Zvieri“, je nach Tageszeit: Wörtlich sind das die Mahlzeiten „um neune“ und „um viere“, doch diese Bezeichnungen verwendet man den ganzen Vormittag oder Nachmittag lang.

Ein Gegenpapst mit Heiligenschein, diese Kombination gibt’s nur einmal: Das Gemälde stellte Hippolyt von Rom dar, den Namensgeber von St. Pölten. Wir zeigten sein Altarbild im dortigen Dom.

Wegen ganz anderer Bilder kam 2004 das örtliche Priesterseminar ins Gerede: Auf den Computern waren zigtausende Pornobilder gefunden worden, darunter auch Kinderpornografie. Für die größere öffentliche Erregung sorgten allerdings jene Fotos, die kurz darauf ihren Weg ins Magazin Profil fanden: Man sah den Subregens (also den stellvertretenden Leiter des Hauses) knutschend mit einem Priesteranwärter – und seinen Chef mit der Hand am Hosentürl eines Seminaristen.

Der damalige Bischof Kurt Krenn beeilte sich zu leugnen, was nicht zu leugnen war: „Es sind das in keiner Weise Dinge, die irgendwo mit Homosexualität zu tun haben. Es sind Dummheiten, so Bubendummheiten.“ Letztere wurden umgehend zum österreichischen Unwort des Jahres gewählt – so wie 2007 das „Komasaufen“ und 2009 der „Analogkäse“.

Die Balkengrafik zeigte kolossale Ergebnisse, ohne zu sagen, wer sie erzielte und wobei: Jahrzehntelang pendelte da jemand um die 90 Prozent, erst ab den Achtzigerjahren ging es stetig bergab. Wem auffiel, dass die Balken genau den Zeitabständen zwischen den Nationalratswahlen entsprachen, war auf der richtigen Spur: Die Grafik zeigte die Wahlergebnisse der Volksparteien – jeder Balken stellte die Summe der Stimmanteile von ÖVP und SPÖ dar.

Obwohl diese Balken über die Jahrzehnte zusehends schrumpften, reichte es meistens für eine große Koalition: Wenn man die Wahl von 1945 mitzählt (ÖVP und SPÖ koalierten mit der KPÖ, die aber nach zwei Jahren die Regierung verließ), dann gab es in Österreich bisher dreizehn große Koalitionen – etwas Vergleichbares kann man in Europa lange suchen.

Indien hat heilige Kühe, Österreich hat Skirennläufer. Dass sie vielen als Unantastbare gelten, war jüngst wieder im Zuge des „Aktes Toni Sailer“ zu beobachten – noch deutlicher allerdings 1972, als Karl Schranz von den Olympischen Winterspielen in Sapporo ausgeschlossen wurde. Damals waren die Spiele noch exklusiv den Amateursportlern vorbehalten, offiziell jedenfalls, und der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees befand, Schranz sei kein Amateur, sondern Profi (obwohl das schon damals auf viele andere Teilnehmer ebenso zutraf).

Was sich daraufhin in Österreich abspielte, hatte man seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen: Aus den Leserbriefspalten tropfte der Hass gegen nationale und internationale Sportfunktionäre, einige wurden mit dem Tode bedroht, vor der Wohnung des Präsidenten des Österreichischen Olympischen Comités, Heinz Pruckner, gab es sogar einen Brandanschlag. Und als Schranz in Wien eingetroffen war, kam es zu jenem Massenjubel direkt neben dem Heldenplatz, der so ungute Erinnerungen an 1938 wachrief.

Eine rätselhafte Reihe war da zu sehen: zuerst ein Porträt von Clementine, der zweiten Tochter Fürst von Metternichs. Daneben der Buchtitel Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. Nach einer Lücke folgten die Postsparkasse am Wiener Georg-Coch-Platz, eine tote und zugleich lebendige Katze (ein berühmtes Gedankenspiel zur Quantenmechanik) sowie die ersten Takte von Komm, lieber Mai, und mache. Wo sollte da bitte der Zusammenhang sein?

Nicht die gezeigten Werke und Ideen selbst bildeten eine Reihe, sondern ihre Urheber: der Porträtist Moritz Daffinger, der Psychoanalytiker Sigmund Freud, der Architekt Otto Wagner, der Physiker Erwin Schrödinger und Wolfgang Amadeus Mozart – also die Herrschaften auf den zuletzt gültigen Schillingbanknoten.

In die Lücke gehörte folglich der Mann auf dem Hunderter: der Wirtschaftswissenschafter Eugen Böhm von Bawerk. Das „von“ hatte ihm sein Vater vererbt, den der Kaiser 1855 in den Ritterstand erhoben hatte. Der Sohn starb wenige Jahre vor der Aufhebung aller Adelstitel, sodass auf dem Geldschein sein vollständiger, vierteiliger Name stand.

In der Ersten Republik sah man offenbar kein Problem darin, wenn ein Priester ein Land regiert. So kam 1922 der Bundeskanzler Ignaz Seipel ins Amt, katholischer Geistlicher, Professor für Moraltheologie und ein Mann mit klaren Prioritäten: „Die Frage der Verfassung“, hieß es später in einem Nachruf des Bayerischen Rundfunks, „schien ihm sekundär gegenüber einer viel weiteren Perspektive: der Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden, im Sinne eines Gottesstaates“. Zwar konnte Seipel die rasende Inflation bremsen, dafür verdoppelte sich die Zahl der Arbeitslosen – und denen war ihr Seelenheil im Zweifel wurscht. Bei Demonstrationen sah man Seipel-Puppen am Galgen, sogar die Kinder sollen gesungen haben: „Der Seipel g’hört in d’ Wurstmaschin’!“

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Picturedesk

In dieser aufgeheizten Lage hielt es der 29-jährige Spinnereiarbeiter Karl Jaworek für zielführend, sich zu erschießen und den Seipel gleich mit. Beides misslang ihm, doch beide wurden schwer verletzt. Seipel konnte noch weitere drei Jahre regieren und sich den Beinamen „Prälat ohne Milde“ verdienen.

Erst 1933 verbot die österreichische Bischofskonferenz ihren Priestern, politische Ämter wahrzunehmen.

Als 1977 die Raumsonden Voyager 1 und 2 ins Weltall starteten, trug jede eine vergoldete Schall- und Datenplatte mit sich, nur für den Fall, dass einst Außerirdische das Ding finden. Geräusche und Musik aus aller Welt sind darauf zu hören, ein Vulkanausbruch, Schimpansen, Automotoren – und als Vertreter der gesamten Menschheit grüßt der damalige Uno-Generalsekretär Kurt Waldheim: “I send greetings on behalf of the people of our planet.”

Weniger deutlich äußerte er sich 1986, als er für das Amt des Bundespräsidenten kandidierte und Berichte über seine Zeit in der Wehrmacht aufkamen. Eine Mitgliedschaft in der Reiter-SA bestritt Waldheim, woraufhin Bundeskanzler Fred Sinowatz in einer berühmt gewordenen Pressekonferenz spottete: „Wir nehmen zur Kenntnis, dass er nicht bei der SA war, sondern nur sein Pferd bei der SA gewesen ist.“

Wenn das gesuchte Emblem „millionenfach gedruckt“ worden war und bis 1992 zum „österreichischen Alltag“ gehörte – warum sah der gezeigte Ausschnitt dann so überhaupt nicht vertraut aus?

Foto: Österreichische Post

Weil das Original winzig klein war: Das Logo der „Conférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications“ CEPT war nur auf Briefmarken zu sehen. 1959 hatten sich die Postverwaltungen von 19 Ländern zusammengeschlossen, um ihre technischen Standards anzugleichen. Nebenbei verabredeten die Teilnehmer länder, jährlich ein gemeinsames Thema für ihre Briefmarken zu finden, und druckten das CEPT-Emblem mit drauf: vier Posthörner und vier Blitze, Symbole für Post und Telekommunikation. 1993 wurde es durch den faden Schriftzug mit dem Wort „Europa“ ersetzt.

Ob sie 1913 oder 1914 geboren wurde, ist nicht ganz klar – jedenfalls war’s in Wien. Schlagartig berühmt wurde Hedwig Eva Maria Kiesler im Jahr 1933 durch eine mehrminütige Nacktszene im Film Ekstase (weil da nämlich ein Pferd die Kleidung der Badenden entführt hatte, wie es halt so geschieht).

Aus einer unglücklichen Ehe mit einem Waffenfabrikanten flüchtete sie nach Hollywood, wo sie den Künstlernamen Hedy Lamarr annahm, weitere fünf Mal heiratete und zum Weltstar wurde. Beinahe ebenso bekannt wie für ihre Filme mit Clark Gable oder James Stewart ist sie heute für ein Patent, das sie 1941 gemeinsam mit einem Freund anmeldete, dem Komponisten George Antheil: Es ging darum, wie man über rasch wechselnde Funkfrequenzen kommuniziert (statt über die Immergleiche, was störanfälliger ist). Zwar waren die beiden nicht die Ersten und Einzigen, die sich damit befassten, aber immerhin leisteten sie einen Beitrag zu jener Technik, die heute Bluetooth-Verbindungen ermöglicht.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Picturedesk / Everett Collection