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Soldaten in Habtachtstellung neben Diktator Kim Jong-un am Donnerstag in Pjöngjang.

Foto: AP

Pjöngjang – Das nordkoreanische Staatsfernsehen hat mit Verspätung Bilder der am Donnerstag abgehaltenen Militärparade in Pjöngjang gezeigt. Die Ausschnitte zeigten, wie Machthaber Kim Jong-un die Parade auf dem nach seinem Großvater, dem Staatsgründer Kim Il-sung, benannten Platz in der Hauptstadt von einem Balkon aus abnahm.

Zu sehen waren auch Tausende von Soldaten, die an Kim und zahlreichen Militär- und Parteivertretern im Stechschritt vorbeimarschierten. Beobachter gingen anhand der Bilder aus Nordkorea davon aus, dass die Heerschau im Vergleich zu einer großen Parade im vergangenen Jahr erheblich kürzer und weniger umfangreich ausfiel. Auch hatte Nordkorea diesmal auf eine Live-Übertragung verzichtet.

Ranghohe Vertreter für Feierlichkeiten

Details der gezeigten Waffen waren zunächst unklar. Das Atom- und Raketenprogramm des Landes wird in der Region und von den USA als große Bedrohung angesehen. Südkoreanische Medien spekulierten, Kim könnte angesichts seines plötzlichen Annäherungskurses an das verfeindete Südkorea und der nur einen Tag später beginnenden Olympischen Winterspiele im Nachbarland die Militärparade bewusst kleingehalten haben.

Die vollständige Übertragung der Militärparade als Aufzeichnung.
Zahav

Kim will am Freitag eine hohe Delegation nach Südkorea entsenden, die auch seine einflussreiche Schwester Kim Yo-jong und das protokollarische Staatsoberhaupt Kim Yong-nam umfasst. Es wäre das erste Mal, dass ein Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie nach Südkorea kommt. Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in will am Rande der Olympischen Spiele mit Kim Yong-nam und Kim Yo-jong zusammentreffen.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Moon unterstrichen unterdessen die Hoffnung auf einen Dialog mit Nordkorea. Steinmeier sagte bei einem Treffen mit seinem Amtskollegen am Donnerstag in Seoul, Nordkoreas Teilnahme an den Spielen in Pyeongchang sei "mindestens ein kleines Zeichen, das dem Geist der olympischen Idee entspricht". Steinmeier warnte aber vor Illusionen. Moon sagte, mit der Teilnahme Nordkoreas sei die Hoffnung verbunden, dass diese Spiele "nicht nur Sportspiele werden, sondern Spiele des Friedens".

Freundliche Rituale

Das Säbelrasseln gegenüber Südkorea und den USA überschattet den Auftritt nordkoreanischer Sportler an der Seite ihrer südkoreanischen Kollegen bei den Winterspielen. Diesen bereiteten die Südkoreaner am Donnerstag eine Willkommensfeier, wobei allerdings nicht alle kulturellen Unterschiede ausgeräumt werden konnten.

13.000 Soldaten und 150 Militärfahrzeuge

Nordkorea hat diesen Donnerstag erst vor wenigen Wochen und offenbar mit Blick auf die Winterspiele für die Militärparade ausgesucht, um den 70. Jahrestag der Gründung der Armee des Landes zu feiern. Nach Auswertung der Satellitenbilder von den Proben gehen Experten des US-Fachmediums 38 North davon aus, dass rund 13.000 Soldaten und rund 150 Militärfahrzeuge an der Militärparade teilnehmen.

Die Zahl der Artilleriegeschütze, Panzer und gepanzerter Fahrzeuge schien demnach kleiner als bei früheren Paraden, berichteten die Experten. Im Vorfeld hätten Satelliten auch keine ballistischen Raketen auf den Straßen erkennen können, die sonst meist eine Woche vorher in die Hauptstadt gebracht werden.

Seit 1978 war der Tag, an dem Staatsgründer Kim Il-sung nach der offiziellen Geschichtsschreibung 1948 die "revolutionäre Armee" gegründet hatte, nicht mehr groß gefeiert worden. Dafür wurde der 25. April als Armeetag begangen – als Erinnerung an die Gründung der antijapanischen Guerillakräfte 1932 durch Kim Il-sung.

Doch der junge Machthaber Kim Jong-un belebte den Jahrestag vor drei Jahren wieder. Seither hat es allerdings keine Militärparade an dem Tag gegeben, sondern nur Kranzniederlegungen oder politische Treffen. In der Vergangenheit hat Nordkorea gleichwohl runde Jubiläen wie diesmal den 70. Jahrestag häufig größer gefeiert. Zuletzt hatte Nordkorea im vergangenen April zum 105. Geburtstag von Kim Il-sung eine große Waffenschau abgehalten. (APA, dpa, 8.2.2018)