Lund – Wie viele Sprachen es auf der Welt gibt, ist gar nicht so leicht zu sagen – Schätzungen von Linguisten bewegen sich im Bereich von 5.000 bis 7.000. Jetzt ist es jedenfalls der Wert x + 1: In Südostasien sind Forscher der schwedischen Universität Lund nämlich auf eine bislang unbekannte Sprache gestoßen. Sie wird von etwa 280 Menschen gesprochen, die in einem Dorf im Norden der Malaiischen Halbinsel leben.

So klingt Jedek.
LundUniversity

Erstaunlicherweise bedurfte es dafür nicht der Entdeckung eines neuen indigenen Volks. Die Menschen, die diese als Jedek bezeichnete Sprache sprechen, waren sogar bereits von Anthropologen studiert worden. Dennoch fiel erst dem schwedischen Team um Joanne Yager, das für ein Sprachendokumentationsprojekt in der Region war, der Umstand auf, dass in dem Dorf zwei verschiedene Sprachen gesprochen werden.

Jedek wurde von den Linguisten den sogenannten Asli-Sprachen zugeordnet, die allesamt auf der Malaiischen Halbinsel verwendet werden. Es sind an die 20 verschiedene Sprachen, die in Summe aber nur auf eine Zahl von einigen zehntausend Sprechern kommen.

Sprache spiegelt Kultur wider

Yager weist nach der Analyse von Jedek darauf hin, wie stark die Sprache das Wesen der betreffenden Kultur widerspiegelt. Sie enthalte beispielsweise keine eigentumsbezogenen Begriffe wie "Stehlen", "Verkaufen" oder "Ausleihen", aber ein großes Vokabular für die verschiedensten Aspekte von "Teilen" und "Tauschen".

Das klinge für unsere Ohren nach einer utopischen Gesellschaft, sei aber typisch für Jäger-und-Sammler-Gesellschaften, was die Jedek-Sprecher trotz Sesshaftigkeit immer noch sind. In solchen Gesellschaften sind hierarchische und geschlechtsbezogene Unterschíede tendenziell geringer als bei uns, zudem fehlen Ausdrücke, die Berufsbezeichnungen entsprechen würden. All das spiegelt sich laut der Forscherin in der Sprache wider. (jdo, 11. 2. 2018)