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Neben China, Kanada, Mexiko und Japan gehört Deutschland zu den größten Handelspartnern der USA. Deren Präsident Donald Trump fühlt sich bei der Importpolitik ausgenutzt.

Foto: AP / Matthias Schrader

Berlin – Fahrzeuge, Motorteile, verpackte Medikamente oder Computer: Das sind nur einige Produkte, die Deutschland jedes Jahr im großen Stil in andere EU-Länder oder den Rest der Welt exportiert. Angetrieben von der Erholung der Weltwirtschaft sind die Ausfuhren der oft als Exportweltmeister bezeichneten Bundesrepublik 2017 erneut um 6,3 Prozent gestiegen – mit 1.279,4 Milliarden Euro so viel wie noch nie. Waren "made in Germany" sind beliebt, immerhin war es bereits der vierte Rekord in Folge und das kräftigste Wachstum seit sechs Jahren.

Für Deutschland sind dies durchaus sensible Zahlen, da die Bundesrepublik seit Jahren international wegen ihrer Exportüberschüsse unter Druck steht. Nicht zuletzt deshalb verweist man bei den Behörden im selben Atemzug auf die vergleichsweise noch stärker gestiegenen Importe – diese legten im vergangenen Jahr sogar um 8,3 Prozent auf 1.034,6 Milliarden Euro zu. Das hat auch damit zu tun, dass 2017 das Bruttoinlandsprodukt gewachsen und die Löhne gestiegen sind, wodurch die Deutschen mehr konsumieren konnten.

Wind aus den Segeln nehmen

Insgesamt ist der Außenhandelsüberschuss Deutschlands 2017 verglichen mit 2016 gesunken. Das gilt vor allem jenen als Argument, die Deutschlands Exportstärke gegenüber Kritiker verteidigen. "Der sinkende Außenhandelsüberschuss sollte den Kritikern Deutschlands etwas den Wind aus den Segeln nehmen", argumentiert Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbands (BGA).

Zuletzt kritisierte etwa die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, den deutschen Handelsüberschuss und forderte Deutschland auf, mehr zu investieren. In Deutschland macht der Exportüberschuss laut Berechnungen des Ifo-Instituts 8,6 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Die EU-Kommission stuft aber bereits Werte von dauerhaft mehr als sechs Prozent als stabilitätsgefährdend ein, da diese zu einem wirtschaftlichen Ungleichgewicht führen würden.

Gegenwind aus den USA

Und auch aus den USA gibt es spätestens seit Präsident Trump Gegenwind für Deutschland. Diesem sind die hohen Überschüsse von Ländern wie Deutschland schon lange ein Dorn im Auge. Denn im Vergleich zu Deutschland importierten die USA im ersten Amtsjahr Trumps erneut deutlich mehr Waren, als sie ausfuhren. Das Handelsdefizit stieg 2017 um zwölf Prozent auf 566 Milliarden Dollar (aktuell rund 458,8 Milliarden Euro) – der höchste Wert seit der globalen Finanzkrise 2008.

Die Lösung sieht Trump unter anderem darin, die heimische Industrie gegen ausländische Konzerne abzuschirmen. Nachdem sie bereits Strafzölle auf Solarmodule und Waschmaschinen verhängten, prüfen die USA nun auch jene auf Stahleinfuhren.

Dies könnte auch deutsche Unternehmen empfindlich treffen. Besonders in den exportorientierten Branchen wie der Auto- oder Maschinenbauindustrie fürchtet man um den Absatzmarkt. Immerhin hänge laut Industrieverband jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland am Export, in der Industrie sogar mehr als jeder zweite.

Ein Grund mehr, warum das Land auch in Zukunft auf seine Exporte vertrauen wird. Beim BGA erwartet man für das Jahr 2018 ein Wachstum beim Export von etwa fünf Prozent auf rund 1.340 Milliarden Euro. (Jakob Pallinger, 8.2.2018)