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Matthias Mayer kommt mit der Piste in Jeongseon zurecht.

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In Sotschi durfte er Abfahrtsgold bejubeln.

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Jeongseon – In die Abgeschiedenheit des Jeongseon-Alpinzentrums weht nur wenig olympischer Hauch, Matthias Mayer wünscht sich etwas mehr Olympiaflair. Über den Abstecher ins Österreichhaus zwei Tage vor der Abfahrt am Sonntag (3.00 Uhr) freute sich der Olympiasieger in der alpinen Königsdisziplin von 2014 deshalb. Und vielleicht bringt ja auch eine weitere Medaille zusätzlichen Glanz in das Leben des Skirennläufers.

Mayer denkt nicht zu viel daran, was vor vier Jahren in Sotschi alles passiert ist. "Das Wichtigste ist, dass du in der Gegenwart bleibst. Das muss ich auch, sonst kann ich nicht konzentriert Ski fahren. Aber wenn man Erinnerungen bewusst ausblendet, ist das auch nicht das Wahre. Wenn es aufkommt und darüber geredet wird, ist es schon schön, wenn man das einfach im Kopf hat", sagte der 27-Jährige, der dieser Tage oft darauf angesprochen wird.

Die Goldmedaille von 2014 helfe ihm jetzt nicht wirklich. "Das ist schon lange her. Ich hatte zehn Kilo weniger und viel weniger Erfahrung." Er habe damals sehr gut auf die Saison hintrainiert. Es war seine erste Saison, in der er in der Abfahrt ganz vorne mitfuhr. In Sotschi ging alles auf, Mayer machte instinktiv das Richtige. "Heute weiß ich, was das Richtige wäre, das muss ich umsetzen. Es ist natürlich die Frage, was leichter ist." Der Instinkt damals oder das Wissen heute. "Eine Kombination aus beidem wäre perfekt."

Zweimal Trainingsvierter

Im zweiten Abfahrtstraining kam Mayer, wie schon tags zuvor, auf Rang vier (+0,45). Der Kärntner beging allerdings einen Torfehler. Schnellster war der Italiener Christof Innerhofer, eine Hundertstelsekunde vor dem Norweger Kjetil Jansrud und 0,44 Sekunden vor dem Schweizer Beat Feuz. Der Wind war am Freitag ein Spielverderber, der Start musste zunächst verschoben, dann zum Super-G-Beginn verlegt werden.

"Schwer zu sagen, wie viel der Wind das Ganze heute beeinflusst hat. Es war schwieriger zu fahren als gestern, unruhiger. Nach gestern haben das vielleicht alle ein bisserl unterschätzt", sagte Mayer. Nach dem ersten Training hatten die Rennläufer die gute Präparierung gelobt und den Kurs als eher einfach beschrieben. Mayer: "Aber die Passagen, die ich gut fahren wollte, sind mir sehr gut gelungen. Das macht mich zuversichtlich." Hannes Reichelt verbesserte sich im Vergleich zum ersten Training, in dem er nur 28. war, deutlich, kam auf Rang acht (0,69). Allerdings beging auch der Salzburger einen Torfehler. Max Franz belegte Rang 18 (1,35), Vincent Kriechmayr wurde 23. (1,41). Für Medaillen kommen am Sonntag prinzipiell alle vier Österreicher infrage. Die Topfavoriten sind aber andere: Weltmeister Feuz etwa. Oder die Norweger: Jansrud und Aksel Lund Svindal. Weil die Strecke nicht allzu anspruchsvoll ist, könnte es durchaus auch einen Außenseitersieg geben.

Materialfrage

Im Grunde genommen besteht die olympische Abfahrt aus ziemlich vielen, meist sehr langgezogenen Kurven, unterbrochen von vier halbwegs anspruchsvollen Sprüngen: Das Material wird eine entscheidende Rolle spielen, weil die Bedingungen in Südkorea ungewöhnlich sind. "Der Servicemann und ich müssen einen guten Tag haben", sagte Reichelt. "In diesem Schnee verliert man brutal schnell an Tempo", sagte Svindal. Für Samstag war noch ein Training geplant.

Wegen der Prognosen mit viel Wind ist sowohl eine verkürzte Abfahrt mit einer Siegerzeit von unter 1:20 Minuten möglich als auch eine Verschiebung. Mayer hadert nicht: "Es ist, wie es ist. Es hat in der Vergangenheit öfters solche Rennen gegeben. Natürlich wünscht man sich immer so ein Event wie in Sotschi, wo es einfach beinhart war vom Start bis ins Ziel. Aber es ist ein Freiluftsport, man kann es nicht immer so drehen, wie man es gerne hätte."

Dass der Tag X erst einen oder zwei Tage später erfolgen könnte, sei schwierig. "Es ist eigentlich schon das wichtigste Rennen in vier Jahren. Auf das trainiert man hin. Es gehört natürlich sehr viel zusammen, dass es am Ende auch passt." Er werde um diese Medaille kämpfen, es müsse nicht Gold sein. "Eine Medaille ist eine Medaille, und man hat ein super Rennen abgeliefert. Und darauf kann man stolz sein."

Dass er der Erste mit zwei Olympiasiegen in der Abfahrt werden könnte, weiß Mayer. "Ich bin der Einzige am Start, der überhaupt die Chance dazu hat." Er zerbreche sich aber nicht den Kopf darüber. "Vor der Abfahrt in Sotschi habe ich mir gedacht, passt, ich kann schnell sein. Und wenn ich nicht so schnell bin, zerbricht keine Welt für mich. Genau so ist es wieder." (APA, sid, red, 9.2.2018)

Ergebnisse des zweiten Herren-Abfahrt-Trainings:

1. Christof Innerhofer (ITA) 1:18,97 Min.
2. Kjetil Jansrud (NOR) +0,01 Sek.
3. Beat Feuz (SUI) 0,44
4. Matthias Mayer (AUT) 0,45 *
5. Aksel Lund Svindal (NOR) 0,63
6. Bryce Bennett (USA) 0,65
7. Mauro Caviezel (SUI) 0,68
8. Hannes Reichelt (AUT) 0,69 *
9. Thomas Dreßen (GER) 0,70
10. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 0,76

Weiter:
13. Manuel Osborne-Paradis (CAN) 1,01 *
18. Max Franz 1,35
23. Vincent Kriechmayr 1,41
38. Marco Schwarz 2,16
62. Marcel Hirscher (alle AUT) 3,91

* = Torfehler