Wien – So eindeutig titelt "Österreich" nur selten wie auf dem Cover seiner Freitagausgabe. Wo sonst eine Handvoll Headlines zur Auswahl stehen, stellt die kostenlose City-Ausgabe eindeutig und bestimmt fest: "Kurz rettet den Opernball". Das wirft aber doch die Frage auf, wie Österreichs Kanzler dies anstellte.

Allein: Die gesamte Ausgabe beantwortet diese Frage nicht – oder jedenfalls nicht eindeutig. Die wahrscheinlichste Erklärung dieser Rettung liefert noch der Untertitel: "Medienhype um Kanzler-Debüt", es war Kurz' erster Opernballauftritt. Der dritte Untertitel stützt die These: "Keine Top-Stars". Und im Blatt steht noch: "Mangels vieler Superstars – außer Melanie Griffith und Lily James feierte sich eher die heimische Society – waren alle Augen auf einen gerichtet: Bundeskanzler Sebastian Kurz, der mit Freundin Susanne Thier sein Ball-Debüt gab."

Das "Österreich"-Cover, ein Zwei-Bogen-Mangel zum Opernball um die eigentliche Ausgabe.
Foto: "Östereich" / Faksimile

Nackt-Eklat

Wobei: Untertitel vier würde durchaus auch eine Rettung im Sinne des einschlägigen Nachrichtenwerts versprechen: "Nackt-Eklat am Red Carpet" – für "Heute" war das der Aufmacher. Doch mit dem Proteststrip gegen den Präsidenten der Ukraine hatte Kurz nichts zu tun, er hat ihn laut "Österreich" gar nicht mitbekommen. Womöglich lag darin aber auch schon die Rettung des Opernballs.

Kurz feierte in seiner Loge mit Wüstenblume Waris Dirie, mit der er vor dem Ball eine Frauenberatungsstelle besucht habe, und dem irischen Ministerpräsidenten Leo Varadkar sowie dessen Lebenspartner, schreibt "Österreich" noch. – Auch eher kein Beitrag zur Rettung der Veranstaltung.

Kein Champagner, kein Tanz

Zum ökonomischen Gelingen des Opernballs hat Kurz jedenfalls nicht beigetragen, indem er "auch auf Champagner in seiner Loge verzichten wollte".

Im Blatt lässt sich darüber hinaus über Kurz und den Opernball nur noch lernen: "Ich bin ein ganz schlechter Tänzer" beziehungsweise gleich daneben abgewandelt "Ich tanze ganz schlecht und werde heute auch nicht Walzer tanzen". Darin lässt sich aber nun wirklich schwer ein Beitrag zur Rettung des gesamten Balls ableiten, höchstens einer zum reibungslosen Tanzgeschehen. (fid, 9.2.2018)