Berlin/Seoul – Eine südkoreanische Schauspielerin hat den Organisatoren der Berlinale Scheinheiligkeit in der #MeToo-Debatte vorgeworfen. Zu dem Filmfest in Berlin sei auch der südkoreanische Regisseur Kim Ki Duk eingeladen, der ihr körperliche und sexuelle Gewalt angetan habe, sagte die Schauspielerin, die öffentlich nicht identifiziert werden wollte.

Die Entscheidung sei "zutiefst traurig und extrem scheinheilig", da das am Donnerstag beginnende Filmfest sich in diesem Jahr als Forum im Kampf gegen Missbrauch in der Filmindustrie verstehe. Die Schauspielerin wirft Kim vor, sie bei Dreharbeiten 2013 misshandelt zu haben. Kim räumte ein, die Frau geschlagen zu haben, wies aber die übrigen Vorwürfe zurück. Die Staatsanwaltschaft in Seoul ließ den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs aus Mangel an Beweisen fallen. Kim musste jedoch im Zuge eines Vergleichs fünf Millionen Won (etwa 3.700 Euro) Strafe zahlen.

Berlinale-Direktor Dieter Kosslick teilte mit, das Filmfest wisse von den Vorwürfen gegen Kim. Dieser habe eine Strafe zahlen müssen, die Vorwürfe der sexuellen Belästigung seien jedoch fallengelassen worden. Die Berlinale habe erst jetzt von einem Berufungsverfahren erfahren. Selbstverständlich verurteile die Berlinale jegliche Form von Gewalt und sexuellen Fehlverhaltens, erklärte Kosslick. (APA, 11.2.2018)