Ein Kuss macht Kasse – Klimt zwischen Kunst und Kommerz, Montag um 23.30 Uhr, ORF 2.

Foto: ORF/FOR TV/Thomas Macho

Zuckersüß und oben ein Fuzerl Blattgold drauf. Ganz egal ob Praliné oder Porzellan-Nippes – das Rezept für die Vermarktung von Gustav Klimt ist deppeneinfach. Dabei ist die güldene Phase des Fin-de-Siècle-Malerstars gar nicht so ausschweifend lang. Sie flackert 1898 mit der goldgerüsteten Pallas Athene auf und geht 1908/09 mit Klimts Selfie-Kulisse – dem Kuss – zu Ende. Um solche Details soll es gar nicht gehen in Thomas Machos 2011 (also kurz vor dem letzten großen Klimt-Jubiläum 2012) produzierter und am Montag (ORF 2, 23.30 Uhr) wiederholter TV-Doku Ein Kuss macht Kasse – Klimt zwischen Kunst und Kommerz.

Eher schon darum, dass der Kuss für Merchandisingprodukte der kommerzielle Booster ist: Drum ziert die zärtliche Pose Goldlurexpölster ebenso wie Hundemäntelchen oder Bleistifte. Sogar hineinrotzen kann man, wenn man das Näschen in die auf Zellstoff gedruckte innige Umarmung hüllt. Ob solcher Kitsch weniger gruselig ist, je mehr Aufwand drinsteckt?

In einer Werkstätte, die auch Porzellankatzen, -hunde und -engel fertigt, werden aus den Gemälden dreidimensionale Figuren. Wie Disney-Prinzessinnen wirken diese "Interpretationen", die man glaubt (die unterlegte Musik macht sicher), schon oben am Fernsehkastl einer/s Amoursuchenden in Liebesg'schichten und Heiratssachen gesehen zu haben.

Der Sendung dienen Interviewpartner leider oft als Lachnummern: Vorgeführt werden Pensionistinnen im Klimt-Seniorenheim oder der Guide am Attersee (musikalisch zünftiger mit Posaunen untermalt!): Letzterer verrät das Geheimnis von Gustavs Erfolg: "Wenn man verliebt ist, dazu die Natur hat, dann kommen Bilder 'raus, die heute Millionen kosten." (Anne Katrin Feßler, 12.2.2018)