Xaver Hasun, Kapitän des Hockey-Nationalteams: "Wenn du dich nicht gegenseitig dauernd auf dem Feld unterstützt, hast du bei einer WM nichts verloren."

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Auch Goalgetter Michael Körper ist Hockey-Legionär und Vereinskollege von Hasun in Hamburg.

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Offense wins games, defens wins championships. Das gilt auch im Hockey.

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Wien – Das Wort "unglaublich" hat der 24-jährige Xaver Hasun im Gespräch mit dem STANDARD öfter als einmal verwendet. "Unglaublich, viel mehr kannst du nicht erreichen", sagt Hasun, der Österreich als Kapitän zum Weltmeistertitel im Hallenhockey geführt hat. Der 4:3-Finalsieg gegen Deutschland hätte knapper nicht ausfallen können. Zwischenzeitlich sah es nicht gut aus. Nach dem Gegentor zum 1:3 zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es aber keine hängenden Köpfe, "weil wir mental stark sind. Im Penaltyschießen waren wir uns dann sicher, dass wir gewinnen." Österreich stellte mit Mateusz Szymczyk den wohl besten Keeper des Turniers. Hasun streicht die Verteidigungsleistung hervor. "Wenn du in der regulären Spielzeit nur drei Tore von Deutschland bekommst, ist das sehr gut."

International Hockey Federation (FIH)

Die Kulisse im Finale vor 8000 Zuschauern in Berlin war spektakulär, "die ganze Halle war gegen uns, das hat uns noch mehr gepusht und dem deutschen Team ordentlich Druck gemacht." Fest steht, dass der österreichische Hockey-Verband (ÖHV) beste Werbung für seinen Sport betrieben hat. Inmitten des olympischen Reigens im Fernsehen wurde das WM-Endspiel gar auf ORF1 am stärksten Sendeplatz übertragen.

Hockey mit Schuhen ist Sport

Aufmerksamkeit, die der Hockeysport in Österreich braucht wie einen Bissen Brot. Noch immer fehlt es an Breite und Bekanntheitsgrad. "Wir haben 2000 gemeldete Hockeyspieler, in den Niederlanden sind es 200.000. Frage ich Leute auf der Straße nach Hockey, kennen die nur Eis- und Inlinehockey. Dass man das auch mit Schuhen spielen kann, ist ein Wunder für die", sagt Hasun.

Österreichs Nationalteam erlebt einen wunderbaren Winter. Nach dem Europameistertitel vor einem Monat in Belgien ist auch der WM-Titel kein Zufall. Hasun nennt einige Erfolgsfaktoren. "Wir haben mit Hans Szmidt einen tollen Trainer, waren taktisch extrem gut eingestellt und durch den EM-Sieg eingespielt. Die stärksten Feldhockey-Nationen der Welt wie Australien, Deutschland oder Belgien sind in der Halle mit ihren besten Spielern angetreten, deshalb muss man diesen Erfolg schon sehr hoch ansiedeln."

Die Harmonie in der österreichischen Mannschaft ist augenscheinlich, man kennt sich lange, es gibt eine klare Hierarchie. Und man blieb geduldig. Nach WM-Bronze 2011 und Silber 2015 wurde es doch noch Gold. "Wenn du dich nicht gegenseitig dauernd auf dem Feld unterstützt, hast du bei einer WM nichts verloren." Xaver Hasun spielt mit einigen Kollegen schon jahrelang Hockey. Jahre, in denen das Geld nie die Triebfeder war. Für Turnierreisen zahlte man bis vor kurzem Selbstbehalte. Für den Flug nach Berlin wurde endlich ein Sponsor aufgestellt.

Tokio 2020 am Horizont

Der Niederösterreicher Hasun ist einer von einem Dutzend Legionären im ÖHV-Team, spielt beim vierfachen deutschen Meister HTHC Hamburg. Auch deshalb war der Sieg gegen einige Klubkollegen im deutschen Teamdress wichtig, "sonst hätte ich mir in der Kabine etwas anhören können". Sein Winter war bisher kraftraubend, neben dem Hockey harrt die Masterarbeit im Bereich Sportmanagement noch ihres Abschlusses. Hasun arbeitet bereits für ein Startup-Unternehmen in Hamburg, der Verein steuert einen kleinen Teil zur Wohnungsmiete bei. Vom Hockey allein lässt es sich nicht leben.

Das nächste Ziel sind die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio, freilich im Feldhockey, wo Elf gegen Elf und nicht Sechs gegen Sechs wie in der Halle gespielt wird. In einer neu geschaffenen Hockey World League werden in vier Runden 12 Olympia-Startplätze ausgespielt. Österreich liegt derzeit auf Rang 19. in der Weltrangliste. Hasun: "Das wäre unglaublich, wenn wir das schaffen." (Florian Vetter, 12.2.2018)