König Duncan (Georg Schubert) muss bald sein Leben lassen, der Soldat (Elisa Seydel) ahnt es nicht.

Foto: Anna Stöcher

Klassiker-Neudichter Gernot Plass stellt nach Richard II und Hamlet seinen neuen Shakespeare vor: Macbeth. Reine Charaktersache. Plass hat an mehreren Schrauben des Dramas gedreht. In ihm verfällt der schottische Heerführer (hier: Julian Loidl) bekanntlich in einen besinnungslosen, meuchelnden Machtrausch. Lady Macbeth (Elisa Seydel) steht ihm um nichts nach. Plass kürzt mit Bedacht, ähnlich der in Mittelalterschmutz watenden Verfilmung von Roman Polanski (1971).

"Macbeth. Reine Charaktersache." – Trailer
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Über weite Strecken sind es zünftige Zweiwort-Dialoge, die auf der Bühne des Theaters an der Gumpendorfer Straße Tempo machen. Plass (auch Regie) schlägt sprachlichen Witz aus Reimen (Duncan – danken) oder fügt Kommentare ein, die sich bei der Übertragung in einen gegenwärtigen Sprachgebrauch aufdrängten. Wenn die Gefolgsleute "Heil Macbeth!" rufen, dann antwortet einer geknickt: "Das sagt doch niemand mehr!" Brexit- oder Kurz-Witze gibt es auch: "Neuer Stil!"

Und was tun mit den Hexen? Anstelle von warzigen und zahnlosen Monstern (wie bei Polanski) trifft sich ein überdrehtes, queeres Trio in roten Fetzen zum Mädelsabend! Bei dem es nur vegan zugeht! Von den Schottenrock-kriegern werden sie als "nicht rasiertes Weibsvolk" identifiziert (Ausstattung: Alexandra Burgstaller).

Der rasante Figurenwechsel wird kurzerhand unter das zentrale, auch als Tisch gedeckte Bühnenpodest verlegt, das meist von düsterem Hochmoornebel umwölkt wird. Der Grusel funktioniert gut. Bei vollem Saal ist allerdings sprechtechnisch ab der Reihe sechs Sendepause. Stimmloses Sprechen braucht mehr Kraft. (afze, 13.2.2018)