Wien – Wiener Mediziner entwickeln zwei Verfahren weiter, mit denen Lymphödeme nach Krebs-Operationen besser behandelt werden können. Diese Flüssigkeitsstaus im Gewebe gehören zu den schwersten Nebenwirkungen nach Tumor-Entfernungen, erklären Forscher am Comprehensive Cancer Center (CCC) der Med-Uni Wien und des AKH. In der Supermikrochirurgie sind nun Nähte von 0,3 bis 0,8 Millimetern möglich, betonen die Ärzte.

Die Beeinträchtigungen durch die Schwellungen können von starken Schmerzen über Infektionen der Haut bis zum Funktionsverlust der betroffenen Gliedmaßen reichen und die Lebensqualität der Patienten stark mindern. Die klassischen Maßnahmen für die Behandlung zeigen oft nur wenig und nur zeitweise Wirkung, heißt es vonseiten der Med-Uni Wien.

Die chirurgische Sanierung zerstörter Lymphgefäße ist eine herausfordernde Therapie, da ihre Größe teilweise unter 0,7 Millimeter beträgt und sie mit herkömmlichen Verfahren nicht genäht werden können. Neben der Supermikrochirurgie kommen auch hochleistungsfähige Mikroskope und fluoreszierende Flüssigkeiten sowie Fluoreszenzkameras zum Einsatz.

Spezielle Instrumente und erfahrene Chirurgen

Bei den nun etablierten Verfahren werden einerseits jene Lymphkanäle, die noch intakt sind, mit naheliegenden Venen verbunden, in denen sie zusammengenäht werden. Damit kann die Lymphflüssigkeit, die sonst ins Gewebe gesickert wäre, über den Blutkreislauf abgeleitet werden. Bei der zweiten Methode können Lymphknoten an einer unversehrten Stelle des Körpers entnommen und an jene Region verpflanzt werden, an der Lymphknoten im Zuge der Tumortherapie entfernt oder zerstört werden mussten. Beide Verfahren können laut Angaben der Mediziner auch kombiniert werden.

Diese Operationen erfordern einen sehr erfahrenen Chirurgen, spezielle Instrumente und ein modernes, leistungsstarkes Mikroskop, betont Christine Radtke, Leiterin der Klinischen Abteilung für Plastische und Rekonstruktive Chirurgie der Med-Uni Wien. "Das Nahtmaterial ist dünner als ein Haar und die Nadel so fein, dass man sie mit freiem Auge gerade noch erkennen kann."

"Noch sind diese lymphchirurgischen Verfahren auch in der Fachwelt wenig bekannt. Aber der Eingriff lohnt sich, denn die Betroffenen beschreiben danach eine schnelle Schmerzlinderung und eine deutliche Verbesserung im Alltag", erläutert die Expertin für Lymphchirurgie. (APA, 13.2.2018)