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Muss es immer Chemie und synthetischer Wirkstoff sein? Alternativen sind immer willkommener, ob im Garten oder im Schweinestall.

Foto: dpa / Carmen Jaspersen

Wien – Dass Lukas Hader in den Betrieb der Eltern eingestiegen ist, lag nicht auf der Hand. Esoterisch habe für ihn als Kultur- und Wassertechniker geklungen, womit Ulrike und Karl Hader den Betrieb Multikraft groß gemacht haben: effektive Mikroorganismen, Bakterien und Pilze, die natürliche Prozesse unterstützen sollen, ohne die Umwelt zu belasten. Hokuspokus und zu wenig fundiert, lautete sein jugendliches Urteil. Seit sechs Jahren ist der 34-jährige Geschäftsführer des 1977 in Pichl bei Wels als Mischfutterwerk gegründeten Unternehmens. Was ihn überzeugte? "Jetzt zeigt die Forschung, warum die Dinge funktionieren."

Gestandene Kunden

Dass dem so ist, beweisen schon die Kunden, sagt Hader. "Wenn das nicht funktioniert, macht das ein Bauer einmal und nie wieder." Vor Jahren musste Mutter Ulrike noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Angefangen hat sie, die den eigenen Spross zu dessen Leidwesen mit Bionahrung und ohne Chemie großzog, im Glauben an die Wirkung.

Ulrike Hader stieß auf der Suche nach Alternativen zu Antibiotika in der Tierzucht in Japan auf die effektiven Mikroorganismen. Anfangs wurden diese von dort importiert. Der Nachteil: Die Ergebnisse waren wechselhaft. 1997 wurde sie in Dänemark fündig. Ausprobiert hat die spezielle Mischung verschiedener Bakterien und Pilze ein Bauer mit Zuchtschweinen. Die Folge beschreibt Hader heute noch gern: "Die Gülle stank weniger, und der Mist ist automatisch abgeflossen."

Gute gegen schlechte Organismen

Ein anderer Landwirt mit 35 Hektar Erdäpfelanbau habe gesehen, dass mit dem Einsatz von Kompost und effektiven Mikroorganismen die Erdäpfelkäfer lieber auf die Äcker der Nachbarn übersiedelten. "Forscher haben das mittlerweile mit Trophobiose (Beziehungsform zwischen zwei Organismenarten, Anm.) erklärt." Hader ist heute restlos von der Wirksamkeit der Organismen überzeugt. In der Entwicklung arbeitet er mit Forschungslaboren, etwa an der Boku, zusammen.

150 Bakterienarten hat Multikraft im Angebot. Milchsäurebakterien, Photovoltaikbakterien und Hefen, die so gemixt werden, dass sie sich unterstützen. Gute Mikroorganismen fressen die schlechten. In der richtigen Mischung sollen sie auch bei der Abwasser- und Abfallwirtschaft, bei Körperpflege und bei der Bodenverbesserung und Pflanzenstärkung helfen. "Ursachen- statt Symptombekämpfung", sagt Hader. Die Rohstoffe kommen aus Datenbanken aus Japan oder der schottischen Regierungsdatenbank SASA.

Ausbau in Wels

Das Interesse sei enorm gewachsen, sagt Hader. Kürzlich wurden in Wels einige Millionen investiert, in Produktionsanlagen, Logistikhalle und Veranstaltungszentrum. Der größte Bereich ist die Landwirtschaft, die größten Wachstumsraten verzeichnet mit 25 Prozent der Haus- und Gartenbereich. Der Betrieb erwirtschaftet mit knapp 50 Mitarbeitern einen fast zweistelligen Millionenumsatz. Eine Behandlung je Hektar komme auf 20 Euro, 1.000 Liter Gießwasser für den Garten auf 4,50 Euro. Teurer werden will Hader trotz gestiegener Nachfrage nicht. "Wir sind gerne günstig." (Regina Bruckner, 13.2.2018)