Kairo – Ägypten hat im Rahmen seines Kampfs gegen angebliche moralische Verfehlungen in Medien und Kultur die arabische Version der US-Comedy-Sendung "Saturday Night Live" verboten. In dem Programm seien ständig "sexuelle Ausdrücke, Sätze und Gesten" vorgekommen, die den Zuschauern nicht zugemutet werden könnten und die "ethische und professionelle Standards" verletzt hätten, erklärte die Medien-Aufsichtsbehörde des Landes am Sonntagabend. Die Sendung werde ab sofort abgesetzt.

"Saturday Night Live bil Arabi" war vor zwei Jahren zum ersten Mal ausgestrahlt worden. Im Unterschied zum Vorbild aus den USA enthielten sich die Macher der Sendung in Ägypten harscher politischer Satire. Stattdessen nahmen sie andere Aspekte des Alltags ins Visier.

Harte gegen Verstöße gegen das Moralgesetz

Unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi reagieren die Behörden derzeit besonders hart auf angebliche Verstöße gegen das Moralgesetz. Im Dezember hatte ein Gericht in Kairo eine zweijährige Haftstrafe gegen die Popsängerin Shyma verhängt. Sie hatte sich in Unterwäsche lasziv in einem Musikvideo gezeigt. Der Richter sah es als erwiesen an, dass Shyma mit dem Video "zur Unzucht angestiftet" habe.

Zuvor war die Fernsehmoderatorin Doaa Salah zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil sie in ihrer Sendung über außereheliche Schwangerschaften gesprochen hatte. Ihr wurde ein "Verstoß gegen öffentliche Sitten" vorgeworfen.

Verhaftungen wegen Regenbogenflagge

Kurz zuvor hatten Polizisten mehrere Besucher eines Konzerts der bekannten libanesischen Popgruppe "Mashrou' Leila" in Kairo verhaftet, nachdem sie dort die Regenbogenflagge geschwenkt hatten. "Mashrou' Leila", derzeit eine der erfolgreichsten arabischen Popgruppen, setzt sich für die Rechte von Homosexuellen ein.

Der Komiker Bassem Jussef, bekannt für seine politische Satire, war mit seiner Show kurz nach dem Amtsantritt von al-Sisi im Juni 2014 aus dem Fernsehen verschwunden. Auch mehrere Filme konnten in Ägypten seither nicht gezeigt werden. (APA, 13.2.2018)